Der Mensch – Zufall oder Wille

Kann der Beginn der Existenz von Lebewesen in Form organisierter Einheiten, die unter anderem zu Stoffwechsel, Fortpflanzung, Reizbarkeit, Wachstum und Evolution fähig sind, ein hochkomplexes, bio- logisches Systems, ein Vorkommnis unter anderen sein, das bloße Ergebnis einer Reihe von Zu­fällen?

  • Eine zufällige Kombination von Molekülen, die irgendwann über eine besondere Eigenschaft verfügten, sich selbst zu vervielfältigen?
  • Ist das gesamte biologische Leben und mit ihm der Mensch, nicht das Werk eines klaren Willens, nicht einmal das Ergebnis eines richtungsweisenden Impulses?
  • Ist alles aus einer Reihe von Zufälligkeiten entstanden, verworren und ohne Ziel, Vorgänge, die nichts planten, nichts wollten und einfach geschahen?

Die Entwicklung und Perfektionierung von Lebewesen ist durch die Evolutionstheorie – die wissenschaftliche und in sich logische Beschreibung der Entstehung und Veränderung biologischer Einheiten – hinreichend wissenschaftlich begründet. Es herrscht ein wissenschaftlicher Konsens, dass sich die heutige Vielfalt der Organismenarten in langen Zeiträumen, aus wenigen, einfach organisierten Formen durch Mutation, Rekombination, und Selektionsdruck entwickelten.

  • Aber wie konnte aus den ersten Elementen nach dem Urknall, aus Wasserstoff und Helium, mehr war zu Beginn der Existenz des Universums nicht vorhanden, in Milliarden von Jahren, biologisches Leben, wie die einfach organisierten Organismen, entstehen?
  • Warum sollten sich in dieser immensen Zeitspanne, in der das Universum kontinuierlich expandierte, Bakterien bilden, wo mit gleicher Wahrscheinlichkeit alles andere auch hätte geschehen können,
  • Warum zu dem Unwahrscheinlichen noch die Weiterentwicklung dieser Bakterien zu Zellen mit echtem Zellkern, in dem Erbsubstanz verwahrt wird, was erst die Evolution biologischen Lebens ermöglichte?
  • Und zuletzt noch eine rhetorische Frage: Warum bildete sich diese hochkomplexe, sensible und doch stabile Grundlage für die Entwicklung von Leben gerade auf unserem Planeten und nicht auf den Milliarden anderer? Suchte sich biologisches Leben die Grundlage ihrer Existenz oder suchte sich die Grundlage mögliche Lebensformen?

Versuche, die biologische Entwicklung von ihrem Anfang an, in eine verifizierbare Theorie zu fassen, sind bis dato gänzlich gescheitert. Es existiert keine plausible Begründung über die Vorgänge im Zeitraum der Initialphase der Natur, wenn nicht das Zufallsprinzip zu Hilfe herangezogen wird. Doch auch dieses wird bei näherer Betrachtung arg strapaziert. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein beliebiges, aus dem Universum entnommenes Atom, innerhalb eines beliebigen Zeitraums, Teil eines lebenden Organismus zu werden, ist gleich null. Das ist u.a. damit zu begründen, dass bei einem zufällig ungeschützten, syntisierten Gen (fähig, aus einfachen Bestandteilen eine komplexe Verbindung herzustellen), das sich in einem Meer von Enzymen befindet, die Wahrscheinlichkeit gleich null ist, dass die Enzyme, dieser hochkomplexen und spezialisierten Moleküle, gerade zu diesem Gen passen und bei der Erzeugung neuer Enzyme und seiner eigenen Replikation, Funktionen, für die genau passende Enzyme notwendig sind, nützen würden. Eine Wahrscheinlichkeit, die bei null angesiedelt ist, ist faktisch nicht existent. Im Vergleich dazu ist ein Lottosechser eine sichere Sache.
Das Fazit stellt sich so dar: Wenn auch die Erklärungen von der Entstehung der vorhandenen Elemente einigermaßen plausibel klingen, so konnte für die Entstehung des Lebens bislang keine solche Erklärung gefunden werden. Denn auch das Zufallsprinzip kann seine Glaubwürdigkeit nicht überstrapazieren.  Erklärung der Wahrscheinlichkeit, muss von Wahrscheinlichkeiten nahe eins ausgehen und nicht von Wahrscheinlichkeiten nahe null und schon gar nicht von solchen, die bei null liegen. Quintessenz der Überlegung: Verstehe das, wer will, wer es intellektuell zu leisten vermag oder sollte nicht doch eine schöpferische, gestaltende Kraft, ein Wille, wenigstens in Betracht gezogen werden, auch wenn dies den meisten Menschen moderner, -postmodern, nihilistischer Prägung, oder einfach phlegmatisch opportuner Gesinnung, überhaupt nicht in ihr Weltbild passt?

Klaus Schneider Mai 2023

 

Buchvorstellung – Trübe Sicht

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Postmoderne Sklaverei des Staates

Die blühenden Reiche der Vorantike, der Antike wie Ägypten, Griechenland oder das römische Reich und in der jüngeren Geschichte die europäischen Kolonialmächte, festigten ihren wirtschaftlichen Erfolg durch den Einsatz von Sklaven. Menschen, die ohne nennenswerte Entlohnung und Individualrechte zur Arbeit gezwungen wurden. Ohne den Einsatz dieser Sklaven wäre keines dieser Reiche oder Kolonialmächte aus eigener Kraft, das heißt mit und durch die Arbeitskraft ihrer Bürger, imstande gewesen, die erforderlichen Leistungen zum Erhalt, Sicherung und zu wirtschaftlicher Blüte zu erbringen.

Nach ein paar Jahrtausenden dieser Praxis atmete das partikular agierende, moralische Gewissen der Welt auf, nachdem auch 1865 in den USA die Sklaverei per Verfassung, pro forma verboten wurde. Ein kollektiver Wachtraum der Menschheit vernebelt seither die Realität der Zustände von Menschen, denen jedes grundlegende Recht auf dieser Erde verweigert wird. Das Kollektivgewissen der Menschheit blendet die Missstände aus, da viele ja direkt oder indirekt von den Missständen profitieren, ohne den eine große Menge der heute angebotenen Waren nicht zur Verfügung stehen würde. Die miserabelsten Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit usw., wo Leid und Unterdrückung vorherrschen, werden ohne Scham in Kauf genommen, wenn die Gier mögliche, andere Handlungsoptionen gar nicht erst aufkommen lässt. Wie sollte sonst das maßlose Verlangen nach allem und jenem zu erschwinglichen Preisen befriedigt werden, wie die Wirtschaft, kultureller und technischer Fortschritt erhalten, geschweige denn forciert werden ohne die Zuhilfenahme von kostengünstiger menschlicher Arbeitskraft? Gründeten nicht auf demselben Prinzip die Reiche und Staaten des Altertums und die Europas?

Dem Menschen seine Individualrechte vorzuhalten, ihn als Arbeitskraft  auszubeuten, scheint ein probates, unverzichtbares Mittel für wirtschaftlichen Erfolg von Staaten zu sein. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer, dass in den meisten Industriestaaten die Vorgehensweise etwas subtiler dargeboten wird. Das deutsche Modell funktioniert wie folgt:
Der erwerbslose deutsche Bürger wird per se und pauschal als faul, Drückeberger und mit einem inhärenten Drang zum Sozialbetrug diskreditiert. Adäquate Mittel zum Ausmerzen solchen asozialen Verhaltens, nach Ansicht der politischen Mitte und ihrer Klientel, sind Sanktionen (Strafen) für kleinste Vergehen im Sinne der Sanktions- und Mangelverwaltungsbürokratie, wie die gerne angewandte Kürzung der Leistungen. Leistungen, die ohnehin lediglich das Nötigste zum Überleben enthalten, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist darin nicht vorgesehen und wird nicht finanziert.
So zieht eine Kürzung der Leistungen, einen teilweisen Entzug der Lebensgrundlagen nach sich, mit der Folge, dass wenn Lebensmittel nicht mehr finanzierbar sind, werden die Menschen hungern, oder sich mangelhaft ernähren. Beides kann ohne Polemik als körperliche Strafte bezeichnet werden. Des Weiteren führt bei ohnehin schon trister Wohnqualität, nun noch bei nicht mehr zahlbarer Miete, die Angst vor Obdachlosigkeit und zwangsweise weiterer sozialer Isolation zu einer unverhältnismäßigen, psychischen Belastung. Sollten zudem noch Kinder involviert sein, findet eine Weichenstellung statt, die ihr weiteres Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ beeinflusst und in eine Spirale von Armut führt, aus der es mit legalen Mitteln kaum ein Entrinnen gibt. Eine veritable, moralische Bankrotterklärung der Gesellschaft eines Staates in bester wirtschaftlicher Lage.
Sollten sich die Betroffenen in Folge dieser Maßnahmen nicht an geltende Gesetze halten, sich widerrechtlich besorgen, was ihren verwehrt wird, ihren Lebensfrust mit Betrug, Diebstahl und Gewaltakten ausleben, dann wird dies der Rechtsstaat konsequent und mit aller Härte sanktionieren. Diese, jeder Vernunft, jedem moralischen Gewissen und auch dem Grundgesetz widersprechenden und ethisch fragwürdigen Nebenwirkung solcher Sanktionspolitik, scheinen allerdings den politischen Populisten wie Merz und Co. keine Bedenken wert zu sein. Warum auch, wenn eine marode, morbide Moral die Denkprozesse bestimmt, kann nur gleichwertiges entstehen.

Des Weiteren ist doch der Sinn, bzw. Hintergrund solcher politischen Positionen mit ihrer Kernaussage: Erwerbslose sollen durch Anreize in den Arbeitsprozess wieder eingegliedert werden, zu hinterfragen?
Das bedeutet zuerst einmal, sie sollen durch eine marginale Unterstützung, was Hunger, Stigmatisierung und anhängige soziale Ausgrenzung, Strafen mit psychischen, und körperliche Folgen nach sich ziehen, dem Erwerbsleben zugeführt werden. Diese Begründung zeigt eine schamlose, zynische und auch widerrechtliche Klügelei wirtschaftsgläubiger und finanzabhängiger, politisch am rechten Rand angesiedelten Parteien, mit ihrer Klientel auf.
Es stellt sich hier noch eine weitere Frage, die, in welchen Arbeitsprozess Erwerbslose eingegliedert werden sollen? Bestimmt nicht in den, wo genügend Lohn für eine autarke Existenz in dieser Gesellschaft bezahlt wird, sondern vielmehr in den, der von dem sogenannten Lumpenproletariat, Menschen ohne Ausbildung, mit allerlei, von Natur aus gegebenen Einschränkungen und ohne Perspektive auf Besserung ihrer Lage, bedient wird. Arbeitskräfte, die, um zu überleben, alles, was ihnen zugemutet wird, tun müssen, ohne Aussicht auf eine existenzsichernden Bezahlung und sozialer Anerkennung hoffen zu können.
Jedoch scheint gerade dieses Potenzial an verfügbaren, billigen Lohnsklaven ein unentbehrlicher Faktor betriebswirtschaftlicher Überlegungen darzustellen. Denn liegt nicht das größte Interesse der Marktwirtschaft in der Steigerung der Effizienz der Produktion, das heißt minimale Kosten, maximaler Ertrag. Das ist im Besonderen im Sektor der Lohnkosten zu erreichen. Mindestlöhne, Lohndumping als Ausgleich zu kostenintensiven Tariflöhnen, ist daher das Credo wirtschaftlicher Kalkulation von Firmen. Doch ausreichend billige Arbeitskräfte zu rekrutieren ist natürlich nur problemlos möglich, wenn sozialstaatliche Unterstützung, weit unter dem Niveau des Mindestlohns liegt. Nun ist aber schon das Niveau des Mindestlohns ein Einkommen am unteren Limit der Existenzsicherung, daher auch die Bezeichnung Mindestlohn.  Per se, ist doch alles, was darunter liegt, nicht existenzsichernd, es dient lediglich zum nackten Überleben und das in einem der reichsten Staaten dieser Erde. In diesem Sinne sind marginale Grundsicherungen und Sanktionierungen keine Notwendigkeiten einer gerechten Sozialgesetzgebung, sondern nur ein probates Mittel, Erwerbslose in schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse zu zwingen. Damit stellt der Staat der Wirtschaft billige Arbeitskräfte zur Verfügung, und hält Erwerbstätige, die bereits in solchen arbeiten, von Forderungen nach gerechter, existenzsichernder Bezahlung ab, denn es könnte ja noch schlimmer kommen.

So, definiert sich moderne Sklavenhaltung im 21. Jahrhundert, da Arbeitshäuser und die Zwangs-Lagerhaltung von billigen Lohnsklaven, rekrutiert aus dem Unterbau, den Verlierern einer jeden Gesellschaft, aus Gründen rechtsstaatlichen Normen und ratifizierter Menschenrechtskonventionen nicht mehr offen praktizierbar ist. Das beschämende Fazit zum Schluss: Diese unmenschliche, als ausgemerzt geglaubte Praxis von Unterdrückung und Zwangsarbeit von schutz- und rechtlosen Minoritäten wird von einem großen Teil der Bevölkerung stillschweigend akzeptiert und positiv beschieden, von einigen gar frenetisch unterstützt. Was bleibt, ist Ekel, Wut und Verzweiflung bei der Erkenntnis, dass sich nichts an den Denkstrukturen und der Moral der Menschen geändert hat und wohl auch in Zukunft nichts ändern wird.

Systemproblem freie Marktwirtschaft

Systemproblem Kapitalismus

Es ist eine Tatsache, ob geliebt oder nicht, wir leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, in einer Wirtschaftsordnung, in der die freie Marktwirtschaft und das Privateigentum an Produktionsmitteln auf der einen Seite, auf der anderen die Arbeitskraft der Menschen,  die maßgebenden Faktoren sind. Die Produktionsmittel finanzieren sich aus dem Kapital von Eigentümern, zunehmend von Investoren. In der Regel werden Gewinne aus der Produktion erzielt, eingesetztes Kapital vermehrt sich und wird im Idealfall zur Finanzierung der Unternehmen eingesetzt. Mit der Deregulierung der Finanzmärkte in den 1980er flossen erzielte Gewinne nun weniger in die Unternehmen zurück, stattdessen wurde in international gehandelte Finanzprodukte investiert, die kurzfristig sehr hohe Gewinne, wenn auch mit teils hohem Risiko, versprachen. Es wurde also nicht mehr in die Produktion von Waren und Dienstleistungen investiert, sondern mit Geld wurde Geld verdient. Damit fehlten der Realwirtschaft die Investitionen, mit denen Wertschöpfungen erzielt werden können, die den allgemeinen Wohlstand einer Gesellschaft erhöhen.
Arbeitskräften steht dagegen lediglich deren Leistung, als Einsatz für den Erwerb von Kapital zur Verfügung und dieser ist von vielerlei Einschränkungen und Gegebenheiten abhängig, also nur bedingt zu steigern. In der Regel werden unselbstständige Arbeitskräfte für ihre Arbeit einmalig entlohnt, ein Gewinn über ein festgelegtes, bescheidenes Maß ist, wenn überhaupt, nicht vorgesehen. Sie sind der Willkür des kapitalistischen Systems ausgesetzt, ihre Teilhabe an diesem System ist durch das, von eben diesem System zugebilligte Entlohnungsniveau, erheblich sanktioniert.
Dieser, für die werktätige Bevölkerung, missliche Zustand, brachte jedoch in Verbindung mit den Regularien eines Sozialstaates, ein gesellschaftliches Agreement, das finanzielle Sicherheit in Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter versprach und damit auch eine gewisse monetäre Teilhabe am Warenangebot der Marktwirtschaft ermöglichte. Eine, von der Möglichkeit einer Partizipation aller an den Möglichkeiten des freien Marktes gesehene, Win- win- Situation. Ein auf gegebene Fakten reduziertes Ideal, wenn die Politik, die Gesellschaft, das gesamte System die Eigendynamik des Kapitals und deren Eigner nicht unterschätzt hätten. Der Finanzkapitalismus auch als Raubtierkapitalismus bezeichnet, übernahm zum Ende der 20. Jahrhunderts die Regie über die gesamte Marktwirtschaft, dh. auch über die Sozialsysteme und reduzierte diese sukzessive, durch repressiven Druck auf die Staaten, auf ein marktkonformes Niveau.
Riesige Kapitalströme bewegen sich, tendenziell zunehmend, rasant  in den globalen Marktwirtschaften und übernehmen die Kontrolle über die Realwirtschaft. Banker und Spekulanten verdienten durch Spekulationen an den Finanzmärkten  schwindelerregende Summen. Kapital muss nicht in Wirtschaftsleistung investiert und vermehrt werden, es vermehrte sich in den Finanzmärkten selbst. Der finanzielle Druck in und auf  die Unternehmen stieg, wollten sie auf dem Finanzmarkt mit ihren Unternehmen bestehen. Der Personalbestand wurde reduziert,  auch die Lohnquote in den westlichen Industriestaaten sank, was sich wiederum negativ auf den Konsum und nicht zu vergessen, auf die Finanzierung der Sozialsysteme auswirkte.

Die schützenden Mechanismen des Sozialstaates waren durch reduzierte Steuereinnahmen, die zunehmend mehr aus der Besteuerung von Löhnen und des Konsums stammten und weniger aus der Besteuerung von Kapital und Finanzgeschäften, sowie den folglich reduzierten und fehlenden Sozialabgaben, nicht mehr sichergestellt. Sozialleistungen wurden in Folge sukzessive, in Umfang und Leistung, zurückgefahren. Die Marktwirtschaften waren nun gänzlich dem Sog des Turbokapitalismus ausgeliefert, einem vollkommen deregulierten, völlig entfesselten Markt, mit schwindenden Schutzmechanismen für die werktätige Bevölkerung. Diese schützenden Mechanismen des Staates, sind im Sinne einer effizienten Marktwirtschaft  ineffizient: Mehr Wettbewerb bedeute mehr Effizienz, Wachstum und Wohlstand. Doch mit dem negativen Resultat, dass dies nicht für alle zutrifft, sondern nur für eine kleine Minderheit, deren Reichtum sich stetig vermehrt. Der großen Mehrheit der Bevölkerung ist die Partizipation an Wachstum und Wohlstand verwehrt, sie verarmt, verliert an Kaufkraft und Vermögen, in gleichem Maß wie die Eigner des Kapitals ihre Gewinne steigern.
Damit ist noch nicht eines der größten Probleme der Menschheit, das in direktem Zusammenhang mit den Auswüchsen eines ungezügelten Wachstums der Marktwirtschaften steht, aufgeführt – die globale Klimakrise. Zum einen ausgelöst durch den stetigen Bevölkerungszuwachs, der generell vermehrt den Einsatz von Ressourcen für die Produktion von Waren aller Art verlangt, zum anderen, weit prägnanter, ist sie der sinnlosen Konsumgier in den Industrienationen, je nach Einkommen, nach allem was der Markt anbietet, geschuldet. Dieser Konsumgier wird der Markt, in seiner aktuell deregulierten Form, alles, was er nur kann, anbieten und er wird dazu neuen Bedarf schaffen, wird Angebote offerieren von denen bis dato noch kein Konsument ahnt, dass er sie überhaupt benötigt.
Die Natur besitzt keine wirksamen Schutzmechanismen gegen solche Exzesse der Marktwirtschaft in Eintracht mit dem, nicht minder exzessiven Konsumverhalten, der Menschen. Zaghafte, regulative Ansätze werden mit der Ineffizienz solcher Regularien für die freie Marktwirtschaft, bzw. die Gewinnmaximierung, gefälliger ausgedrückt, eines irreparablen Schadens für die Volkswirtschaft, bis zur Unkenntlichkeit verwässert.

Ist die Forderung nach sozialer  Gerechtigkeit, nach umweltverträglichen Standarts, unter den Bedingungen turbokapitalistischer Globalisierung dennoch möglich und welche Institutionen könnten dies bewerkstelligen?
Das grundsätzliche Problem ist den richtigen Adressaten für dieses Anliegen zu finden. Ist es die Politik, die politischen Entscheidungsträger, die Abgeordneten,  Autokraten oder was sonst immer die Geschicke der Staaten lenkt?
Es ist wohl unbestritten, dass kein Staat aus dem Wettbewerb um die niedrigsten Unternehmenssteuern, die geringsten Auflagen, was die Attraktivität von Investitionen bedingen, einfach aussteigen kann, zu dem das global agierende Kapital die Staaten, auch die Sozialstaaten, gezwungen hat. Spitzensteuersätze sowie Umweltstandarts für Unternehmen orientieren sich nicht am Bedarf der Finanzierung von Sozialsystemen oder Strukturinvestitionen, sondern wie konkurrenzfähig Unternehmenssteuern und sonstige Einschränkungen im internationalen Vergleich sind und nicht zur Kapitalflucht führen. Kapital kann einen Staat jederzeit verlassen und sich in Ländern mit marginaler Besteuerung attraktivere Bedingungen suchen,  die Bürger können das nicht.
Im Machtkampf zwischen globalem Kapital und nationalen Staaten gibt es ein eklatantes Ungleichgewicht. Hat die eine Seite die finanzielle Übermacht, so kämpft die andere lediglich mit einer, zwar ehrenwerten, aber machtlosen Ideologie der wirtschaftlichen und umweltpolitischen Vernunft im Sinne aller. Damit kann man theoretisch auch überzeugen,  aber wer Regierungen auffordert, mit Vernunft gegen die Eigendynamik des Kapitals anzugehen, rät zum politischen Selbstmord. Die Folge wäre die Verweigerung und Verlagerung von Investitionen, nachfolgend steigender Arbeitslosigkeit, was die Unterfinanzierung der Sozialsysteme durch Überlastung nach sich zieht. Für dieses Szenario lassen sich, zumindest in den Demokratien, keine Mehrheiten finden.

Nur ist das der Weisheit letzter Schluss? Ist der Gedanke, der sinnvolle Wunsch nach einer ausgewogenen Gesellschaftsform, das Zusammenlebens aller in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Harmonie, eine schöne, doch surreale Wunschvorstellung, eine sich jeder Realität verschließende Illusion?
Es ist eine Tatsache, dass der heutige Istzustand unvermeidlich war, denn er entspricht der Mentalität, dem Wesen des Menschen und ist auch aus diesem Grunde nicht revidierbar. Was jedoch nun geschieht, ist wider besseren Wissens eine ängstliche Kapitulation vor den Kräften des Marktes, das mutlose Zurückweichen des Politischen, des Rechtlichen vor sozialen, auch moralisch erforderlichen Notwendigkeiten zur Erhaltung der Lebensqualität aller. Eine verbindliche soziale Moral, muss über individuelle Ansprüche hinausreichen und sie kann nur als positives Recht verwirklicht werden. Der Kampf um Recht aber ist Politik. Die globale Marktwirtschaft selbst setzt sich keine sozialen  Ziele oder nachhaltige Umweltstandarts, dieses sind Beschränkungen für die Effizienz und das Wachstum der Märkte. Solche marktfremden Kriterien müssen ihm von außen, also politisch vorgegeben werden. Eine solche Regulierung bedeutet keinesfalls das Ende der freien Marktwirtschaft, nur müssen sie für alle Marktteilnehmer in gleichem Maß gelten. Wenn das der Fall ist, führen, Steuerlasten, Umweltschutzkosten oder anfallende Kosten aus sozialen Vorgaben, zu keinem Wettbewerbs Vor- oder Nachteil zwischen konkurrierenden Unternehmen. Auch können Investitionen oder Spekulationen am Finanzmarkt nicht ohne reale Sachwerte bestehen, wie auf die Produktion von Waren und Dienstleistungen.

Das bedeutet aber: Die politische Macht, die dem Markt die Ziele setzt, muss ebenso weit reichen wie der Markt selbst und das wurde mit der Globalisierung ein schier unlösbares Problem. Ein politischer Konsens von 150 bis 200 Nationalstaaten, völlig unterschiedlicher Interessen und Ideologien, ist eine Illusion. Alternativ besitzen die wenigsten Nationalstaaten für eine Regulator-Rolle die wirtschaftliche Macht, zudem die dafür infrage kommenden, in geopolitischen, ideologischen und wirtschaftlichen Rivalitäten verstrickt sind. Was hier als Zünglein an der Waage ausschlaggebend sein könnte, wäre ein starker,  politisch geeinter Wirtschaftsraum Europa, auf der Grundlage eines politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gefüges, das in einem ausgewogenen Verhältnis von individueller Freiheit und maximal möglicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gleichheit lebt. Nur ein Wirtschaftsraum von solcher Dimension wäre in der Lage auf den globalen Markt Einfluss zu nehmen und der globalen Marktwirtschaft soziale und ökologische Ziele vorzugeben.

Systemproblem Mensch

Ein weiterer, wenn nicht gewichtigerer, ist der Faktor Mensch in diesen Überlegungen, sein Wesen, seine Präferenzen im Zeitraum seiner Existenz. Ein denkendes, teils im Kontext mit dieser Gabe, vernunftorientiert handelndes Subjekt, doch seit Beginn seiner Geschichte weit mehr seinen Instinkten und Trieben verhaftet, da sein Überleben engstens damit verbunden war. In seinen Anfängen existierte der Mensch frei in kleinen Verbänden und lebte als Jäger und Sammler mit und in der Natur. Mit dem Übergang von den Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern stieg die Produktivität von Nahrunsmitteln an, damit nahm die Bevölkerung stark zu. Nun waren große Mengen an Gütern zu verteilen, was die Bildung von Verteilungs und analog, Herrschaftsstrukturen bewirkte. Es gab Güter über den eigenen Bedarf zu erwerben, diese konnten vermehrt und anzuhäuft werden, was für Jäger und Sammler eher belastend und die überlebensnotwendige Bewegungsfreiheit erschwert hätte. So spaltete sich schon zu Zeiten als von organisierten Reichen oder gar Staaten keine Rede sein konnte, die Gesellschaft in wenige Besitzende, die die Zeichen der Veränderung erkannten und zu nutzen wussten sowie viele Besitzlose auf, die nur mit und durch ihre Arbeitskraft existieren konnten. Je größer und arbeitsteiliger sich die menschlichen Gemeinschaften nun entwickelten, umso ungleicher wurden ihre Mitglieder. Das Ungleichgewicht lag bislang bei etwa 15 Prozent reich zu 85 Prozent weniger begütert, dieses Verhältnis hat sich über die Zeit eingependelt. Das zeigt, dass sich die menschlichen Verhaltensweisen mit der Herausbildung des modernen Menschen kaum veränderten. So lernten die Besitzlosen, die lediglich über ihre Arbeitskraft verfügten, über die Jahrtausende dieses Ungleichgewicht zu akzeptieren, es wurde ein Teil ihres Wesens, unter der Voraussetzung, dass ihre Existenz, wenn auch nur marginal, gesichert ist. War dies nicht mehr gewährleistet, so folgten oft blutige Aufstände, wie Bauernaufstand, Französische Revolution, Russische Revolution usw. Doch wie sie auch immer endeten, das Ungleichgewicht wurde nie auf Dauer beseitigt, es verschoben sich lediglich die Macht- selten die Besitzverhältnisse. Letzten Endes behauptete sich immer die Kraft des Kapitals, welches, dem der es besitzt, eine Vorzugsstellung auf Kosten der vielen Besitzlosen verschaffte.
Analog versuchen diese es jenen gleich zu tun, dabei spielt es für sie keine Rolle, zu wessen Lasten die geschieht, Solidarität ist dabei keine nützliche Gesinnung. Das wiederum spielt in heutiger Zeit der globalen Finanzaristokratie, den Initiatoren und Profiteuren des Turbokapitalismus in die Hände. Denn solange monetäre Werte des Menschen oberste Prämisse repräsentieren, ob nun als exklusiver Luxus, oder lediglich aus Existenzangst, werden sie ein leichtes Spiel haben. Es genügen vage Versprechungen, irrationale Hoffnungen, auch schon die Aussicht auf das schiere Überleben, um den Menschen von radikalen Forderungen auf Gleichheit, auf Umverteilung oder Nivellierung der Besitzverhältnisse abzuhalten.

Sinn,Wert und Einfluss des Geldes

Der Mensch ist seit Beginn seiner Sesshaftigkeit auf ein Tauschmittel, das ihm seine Existenz sichert, angewiesen. Dabei hat sich Geld, das vermutlich um 4500 v. Chr. in Mesopotamien erstmals als Silber Währung eingesetzt wurde, als ein allgemein gültiges Zahlungsmittel etabliert, es hat sich als Wertmaßstab- bzw. Recheneinheit am praxistauglichsten erwiesen. Die ersten Münzen wurden um 700 v. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Türkei geprägt, um 550 v. Chr. sollen bereits alle großen Handelszentren Europas eigene »Münzprägeanstalten« besessen haben.  Geld, bzw. Geldwert kann als Buchwert oder in Form von Münzen und Banknoten eingesetzt, vermehrt und problemlos, auch diskret, gehortet werden. Ein ideales System für wirtschaftliche Entwicklung , für den Wert bzw. die Entlohnung der Arbeitskraft und die Versorgung der Menschen unentbehrlich. Dass es dabei zu Ungleichheiten kommt liegt in der Natur der Sache, Geld kennt keine Moral, es vermehrt sich da, wo es am besten gedeiht, das heißt da, wo es als Substrat für seine Vermehrung bereits vorhanden ist und nicht auf dem kargen Boden der Armut. So war von Anfang an und wird es immer bleiben. Alle anderen Vorstellungen, Theorien, Ideologien sind reine Utopie. Ebenso ist eine gerechte Verteilung von Vermögen eine naive Illusion von Idealisten, die das selbstbezogene Wesen des Menschen außer Acht lassen. Der Mensch ist ein Gemeinwesen solange es ihm einen Vorteil bringt, was im Ganzen gesehen, außer Frage steht. Dabei steht ihm immer ein besseres Leben, was auch immer darunter verstanden wird, im Sinn. So ist er seiner Sozietät, in die er hineingeboren wird, lediglich auf Abruf verbunden. Wird ihm ein besseres, gesellschaftliches Angebot offeriert, wird er seine Sozietät verlassen, zumindest, ideell verraten und sich ihr gegenüber unredlich verhalten. Das ist seinem Selbsterhaltungstrieb geschuldet, eine der unentbehrlichen Voraussetzungen der evolutionären Erfolgsgeschichte des Menschen, die sein Existieren absichert. Das geschieht am besten, indem er stets nach vorn, zum Bessern, seinem Vorteil strebt, ohne hinderliche Rücksicht auf moralische oder soziale Gebote.

Fazit

Damit sind die Möglichkeiten der Verteilungsgerechtigkeit auf eine kaum merkliche Möglichkeit reduziert. Sei dies nun in der eigenen Sozietät, der staatlichen Gesellschaft oder global, jeder ist sich selbst der Nächste und nur selten gewillt im Sinne und zum Wohl einer, wie auch immer definierten Allgemeinheit, seine Ansprüche zu reduzieren.  Unter diesen Voraussetzungen ist es illusorisch anzunehmen, dass politische Vorhaben zur Eindämmung des globalen Turbokapitalismus irgendwelche, realen Erfolgsaussichten besitzen. Ein gesetztes Recht oder auch das Dekret eines Autokraten lebt nur von und mit der Akzeptanz der Menschen. Sollten Maßnahmen für mehr Verteilungsgerechtigkeit in jeder Form, gegen den ungezügelten Turbokapitalismus, gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und was immer ein unreguliertes Wachstum, jeder inhumane Fortschritt, mit sich führt, den Menschen spürbare Nachteile ihrer gewohnten Lebensqualität bringen, werden sie diesen Eingriffen Widerstand entgegensetzen. Ein emotionales, irrationales Verhalten, welches das Geld, der Kapitalismus als sein Ausdruck, nicht kennt. Ein eklatanter Nachteil des Menschen, zumal in einer freien Marktwirtschaft, die ja bislang ohne brauchbare Alternative ist, nach den Spielregeln des Turbokapitalismus verfahren wird. Emotion gegen Mathematik, ein Duell mit bekanntem Ausgang. So werden sich die etablierten Mechanismen in dieser globalisierten Welt nur selbst zerstören können, oder sie werden durch eine menschen- oder naturgemachte, weltweite Katastrophe zerstört, mit der Folge eines unvorstellbaren Chaos. Wenn aus diesen Trümmern wieder etwas entstehen sollte, wird es wieder ein System, ähnlich dem heutigen sein. Was anderes ist aus heutiger Sicht nicht vorstellbar, der Mensch ist was er ist. Änderungen seiner evolutionär, genetischen Disposition benötigen eine viel zu lange Zeit um effektiv und nachhaltig auf dringliche Erfordernisse zu reagieren. Das ist der Überlagerung der Vernunft durch die Triebe geschuldet, die stets das Naheliegende, das sofort Dienliche favorisieren. Vernunftgebotene Nachhaltigkeit oder Verteilungsgerechtigkeit  bedeutet in jeder Form Verzicht und ist in der Werteskala menschlicher Verhaltenspräferenzen unter nicht empfehlenswert angesiedelt.

 

Klaus Schneider Oktober 2022

 

Buchvorstellung:

Trübe Sicht von Klaus A. Sortorius

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Kriege und Krisen

 

Der Lauf der Dinge dieser Welt wird seit jeher von einem stetigen Wechsel der Vorherrschaft von Staaten gegenüber anderen Staaten, von Krieg und Frieden geprägt. Dies wirkt sich sowohl ideologisch , als auch wirtschaftlich und kulturell aus. Es ist ein Kommen und Gehen von stetig variierenden Herrschaftsformen, von Wohlstand und davon extrem divergierender Armut.
Herrscher und Beherrschte, Ausbeuter und Ausgebeutete gab es immer und wird es immer geben. Die Menschheit wird sich in ihrem inneren Wesen nie ändern, es sind im Grunde ihres Wesens dieselben Menschen, die seit jeher diesen Planeten bevölkern. Sie verändern lediglich temporär , je nach den aktuellen Bedingungen ihrer Lebensumstände, ihre kulturellen und moralischen Maxime. Ein wenig stabiler Vorgang, hinterfragt man dessen reale Wertigkeit in Bezug auf eine weitere vernunftorientierte Entwicklung der menschlichen Spezies.
So führt der Glaube an eine lineare Geschichtsentwicklung, die Vorstellung einer kontinuierlichen Fortschrittsentwicklung zu keiner nutzbaren Erkenntnis. Doch hat diese Annahme der Geschichte als Einheit im Sinne einer Weltgeschichte das Handeln und Denken der westlichen Moderne geprägt. Anlass dieses Geschichtsverständnisses war das Christentum mit dessen Idee einer zeitlichen Bewegung der Reifung, vom Sündenfall hin zur Erlösung. Dieses linear teleonome Fortschrittsdenken übernahmen, die religiösen Aspekte abstreifend, die Aufklärung und der Deutsche Idealismus, sowie nachfolgend die positivistischen Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert. Sie postulieren eine, durch die Vernunft geleitete Geschichte, ein stetig fortwährender, technischen Fortschritt, dem auch zwingend ein gesellschaftlicher Fortschritt zugesprochen wird. Eine Annahme die bis heute als wesentliche Legitimation für politische Entscheidungen dient.
Eine fatale Fehleinschätzung, wenig im Lauf der Dinge dieser Welt ist verlässlich linear, kausal bedingt und zielgerichtet. Der geschichtliche Verlauf ist chaotisch und selten von pragmatischer Vernunft geleitet. Es ist ein zufälliges, diffuses Zusammenspiel von Funktion und Dysfunktion der Natur und des im Wesen der Menschen angesiedelten Lebens- und Machtwillens als Gegenpol zum Chaos der Zufälligkeit und Banalität jeder Existenz. Nachdem Jahrtausende lang die physikalischen und politisch soziologischen Abläufe einem kausalen Prinzip unterworfen schienen, ist seit dem 20. Jahrhundert, durch die Erkenntnisse der Quantenphysik bekannt, dass zumindest, dieser Annahme im physikalischen Bereich, nicht so ist. Diese Erkenntnis ist zwar der bildlichen Anschauung entzogen, doch erkenntnistheoretisch von eminenter Bedeutung, denn die apodiktische Annahme, dass ein kausales Prinzip den Ablauf aller Ereignisse zwingend bedingt, wird durch dieses Wissen problematisch.
Ereignisse, gleich welcher Art, stehen nicht zwangsläufig in einem kalkulierbaren, kausalen Zusammenhang. Diese Erkenntnis als Grundlage politischer und sozialer Orientierung könnte dazu beitragen, das stetig zunehmende weltpolitische Chaos zeitnah zu verstehen, um, ohne in langer Erstarrungsphase zu verharren, pragmatisch und effizient darauf zu reagieren. Alte, überholte Denkmuster sind den Menschen zwar von jeher lieb und teuer, doch besitzen sie meist nur einen musealen Wert und sind zu nichts mehr zu gebrauchen.

Klaus Schneider Juli 2022

Buchvorstellung


Trübe Sicht von Klaus A. Sartorius
Die Streitschrift stellt die moralische Kompetenz der Menschheit und die theoretische Option möglicher Handlungsfreiheit des Individuums infrage. Eine Kritik, ein Erklärungsversuch und eine Prognose sich abzeichnender, ruinöser sozialer Entwicklungstendenzen, die jedes verfügbare, empirisch verifizierte Wissen, jede, theoretisch mögliche Vernunft, außer Acht lässt. Warum handeln die Menschen in der Regel inhuman und unbedacht, obwohl alternative, ethisch vernünftigere und auch konsistentere Handlungsoptionen vorhanden wären? Setzen die begrenzten, geistigen Fähigkeiten hier zu enge Grenzen der Wahrnehmung, der Erkenntnis und in Folge der Vernunft? Ist nicht die Vernunft, sondern der egozentrische Selbsterhaltungstrieb, die zwingende Handlungsstrategie des menschlichen Geistes und somit die Annahme einer möglichen, besseren Welt eine naive Illusion?


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Respekt vor Europas Kultur

 

Die Fähigkeit sich selbst in Frage zu stellen, auch gegen starken inneren Widerstand, selbstgefällige Überheblichkeit aufzugeben, ist eine der Ursachen der geistigen Kraft Europas und seiner Bewohner. In Folge definierte sich die geistige Kultur in dem Bemühen, die ethnozentrische Selbstbezogenheit zu durchbrechen und einen verbindlichen Pluralismus zu installieren. Ein Unterfangen das bis zum heutigen Tage wankelmütig zwischen Erfolg und Misserfolg pendelt. Doch haben diese Bemühungen ein, in der Geschichte einzigartiges Klima der Akzeptanz oder auch nur der Toleranz ethnischer oder individueller Diversität geschaffen.

Das Resultat dieses, „sich in Frage stellen“, ist ein Novum in der Geschichte, wie in der Gegenwart und nicht vielen Volksgruppen, religiösen Gemeinschaften, Staaten ist dies eigen. Es ist eine wertvolle Errungenschaft, welche, aus Gründen ihrer positiven Toleranz gegenüber Opponenten, eine sehr fragile Stabilität aufweist. Es wäre hier sehr von Vorteil, wenn die direkten Nutznießer dieses Pluralismus im Inneren, diesen gegen Anfeindungen und Unterwanderung von außen kompromisslos zu schützen bereit wären und in diesem Fall etwas von dem, in Verruf geratenen Patriotismus reaktivieren würden. Dies wäre bei allem Vorbehalt gegenüber patriotistischen Perversion allemal besser als die Errungenschaften einer hochentwickelten Kultur antiquierten, barbarischen Zivilisationen zum Fraß vorzuwerfen. Denn was sollte an solchen Kulturen wertvolles zu finden sein, dass ein Patriotismus, der sich unter anderem auf die Leistungen europäischer Dichterinnen und Philosophinnen, auf gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Erfolge und technische Hochleistungen bezieht, keine legitime Berechtigung fände? Ein Stolz auf, zugegeben zwar teils dem Ideal entfremdete, Werte einer gewachsenen, teilweise mühevoll und unter großen Opfern, im Laufe der Geschichte errungenen Kultur ist legitim. Sie mag Mängel aufweisen, doch zeigt eine Auflistung möglicher, aktuell vorkommender Alternativen, keine adäquaten Alternativen auf, weder in Europas Anrainerstaaten, noch in Asien oder in Übersee.

Klaus Schneider Mai 2022

 

Buchvorstellung: Menschliches zwischen Sein und Schein
Info unter:
https://ks-fak-to-go.de/wp-admin/post.php?post=1100&action=edit
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