Corona- Covid 19 ein Virus und die entsolidarisierten Gesellschaften

 

Auch einem pragmatischen Zweckoptimisten macht es ein ungutes Gefühl, blickt er auf die vergangenen Monate zurück, die seit der Reaktion der Gesellschaft mit ihren Institutionen, auf die Corona-Pandemie vergingen. Bei allem Verständnis, das möglichen menschlichen Handlungsoptionen eingeräumt werden muss, zeigt die Reflexion auf das Tun, den Umgang mit der Herausforderung einer existenziellen Krise an den menschlichen Intellekt, an die mögliche menschliche Vernunft, ein katastrophales Bild auf.

Die Menschen zeigen sich, durch alle Gesellschaftsschichten, heillos überfordert in ihrer Verpflichtung als Teil einer Gesellschaft, die Verantwortung für deren Permanenz zu übernehmen. Für die Anderen von nahestehenden, sozialen Gemeinschaften, sieht es, je länger persönliche Einschränkungen zu verspüren sind, nicht viel besser aus. Die Identifikation des Einzelnen mit der Gesellschaft, die seine Existenz sichert, ist die grundlegende Basis zum Erhalt einer jeden Gesellschaft, besonders in Zeiten von existenziellen Krisen. Diese Forderung an den Einzelnen und die Gesellschaft, wird unter dem komplexen Begriff Solidarität verallgemeinert und je weiter die Moderne fortschreitet, missverstanden.

Solidarität ist vielschichtig, solange sie dem Individuum zukommt, gerne von ihm angenommen, wie die soziale Absicherung der Solidargemeinschaft selten zu Disposition steht. Sollte jedoch Solidarität von dem Individuum gefordert werden, tut es sich immens schwer damit. Solidarität erfordert zunächst merklich die Rücknahme eigener Interessen zugunsten der Allgemeinheit. Ein Tabubruch mit gesellschaftlich tradierten Verhaltensoptionen in Zeiten der Renaissance neoliberaler Ideologien. Dass  sich Solidarität letzten Endes zum eigenen Vorteil erweisen kann, wäre mit durchschnittlichem Intellekt zwar zu erkennen, wäre, wenn nicht mit der Reduktion der Solidarität der Menschen untereinander, auch der Blick für die Gesellschaft als Ganzes, keine klaren Konturen mehr aufweisen kann.

Die sichtbaren desolaten und den menschlichen Intellekt beschämenden Verhaltensstrategien von Staat und Gesellschaft sind das Produkt der grundlegend marktkonform entsolidarisierten Gesellschaft. Den Anderen der Gesellschaft als Konkurrenten zu betrachten, den es zu überflügeln gilt, war und ist das Credo neoliberaler Ideologie, die heute ohne Zweifel Priorität in den Handlungsoptionen der Menschen besitzt. Erfolg wurde als goldener Weg des postmodernen Menschen installiert und analog der Erfolglose als Versager stigmatisiert. Einer zwischenmenschlichen Solidargemeinschaft wird von den Verfechtern marktwirtschaftlich konformer Strategien, zugunsten einer Solidarisierung mit den Kriterien von andauerndem wirtschaftlichen Wachstum, jeglicher verwertbarer Nutzen abgesprochen.

Es ist kaum noch zu übersehen, dass der so modellierte, postmoderne Mensch, eklatante Mängel aufweist. Krisen, von solchem Ausmaß, steht er hilflos gegenüber, denn das, was sein Dasein lebenswert macht, ist zum großen Teil materieller Art und vor allem, es kommt ihm lediglich von außen zu. Er selbst ist ohne inneren, moralischen Wert, ein Konsument gerade gut genug dem stetigen Wirtschaftswachstum vielfältig als Humankapital, Konsument und ethische Rechtfertigung dienlich zu sein.

Bewahre uns das Schicksal vor wirklichen existenziellen Krisen, Krisen, die den Fortbestand der Gesellschaften in der heutiger Konstellation gefährden. Es sind Zweifel angebracht, ob die Menschen, insbesondere diejenigen in den Industrienationen, sich unter veränderten, negativen Vorgaben, neu zu formieren in der Lage sind oder ob sie sich im Chaos veränderter Lebensbedingungen sich ihrer Bedeutungslosigkeit bewusst und ihr Selbstverständnis, das, was sie zu Menschen macht, verlieren.

Klaus Schneider August 2020

Neoliberalismus: Zerstörung der Umwelt – Zerstörung der Gesellschaft

 

Die Zerstörung der Umwelt, wie die Zerstörung der Solidarität innerhalb einer Gesellschaft, verbindet eine gemeinsame Konsequenz: Beide Vergehen sind wider jeder Vernunft und reduzieren nachhaltig die Lebensqualität für alle Betroffenen. Dies betrifft in letzter Konsequenz jedes Mitglied einer Gesellschaft und jedes Lebewesen dieses Planeten, die gesamte Population der Menschheit ohne jede Ausnahme.
Es existiert kein adäquater Ersatz, keine Alternative, weder eine Ersatzumwelt noch eine Ersatzgesellschaft. Die Umwelt, wie die Gesellschaften dieser Erde, stehen immer in unlösbarer Abhängigkeit von ihrer Grundlage. Die Grundlage der Umwelt ist eine intakte, sich selbst erhaltende Natur, die der Gesellschaften, der soziale Frieden, ohne den eine Gesellschaft nicht bestehen kann. Werden diese elementaren Grundlagen sukzessive zerstört, tendiert die Lebensqualität unaufhaltsam zum bloßen Vegetieren um des Überlebenswillen. Letztlich ist auch das Ende ab- oder ausgegrenzter Enklaven, welche sich finanzkräftige Eliten temporär, unter Einsatz immensen Kapitals schufen, eine unausweichliche Folge. Die Zerstörung von Lebensgrundlagen ist ein Allgemeingut ohne Privilegien von Eliten.

Dies zu verstehen schuldet jeder einzelne Mensch seinem Intellekt, so dumm kann ein, mit Vernunft ausgestattetes Lebewesen, theoretisch nicht sein, dass dieses nicht zu verstehen wäre. Für jedes Niveau geistiger Disposition ist bei marginalem Einsatz des Denkorgans zu erkennen, dass das Credo des Neoliberalismus, die Marktkonformität aller Belange der Natur wie der Gesellschaft, den Bestand der Erde nicht nachhaltig regulieren und schon gar nicht erhalten kann. Die fundamentalen Belange des Menschseins sollte dieser nicht seelenlosen Mechanismen überlassen.

Klaus Schneider März 2020