Spenden – Der gute Mensch

Wie jedes Jahr spendet die morbide Konsumgesellschaft zur Weihnachtszeit wieder für die armen, hungernden Menschen. Leidlich bemessene Summen Geldes für die Jammergestalten Asiens und Afrikas, für die Überlebenden verheerender Naturgewalten in aller Welt. Auch der eigene Kulturkreis erfreut sich sentimentaler Mildtätigkeit. Die auf dürftige, staatliche Fürsorge ausgelieferten Verlierern eines, außer Kontrolle geratenen Wirtschaftswachstums, den an körperlichen und seelischen Gebrechen leidenden Menschen und der ganze trübe Bodensatz einer Gesellschaft werden bedacht.

Ein Akt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen. Zu dieser Zeit begann die katholischen Kirche Ablassbriefe zu verkaufen, welche gegen eine beträchtliche Summe Geldes einen Sündererlass, ein reines Gewissen versprachen. Ein reines Gewissen gegen Geld, da gehört schon eine beachtliche Portion Dummheit, respektive Frechheit dazu, um solchen Unsinn zu glauben bzw. ihn anzubieten.

Damals wie heute, nichts hat sich geändert. Wie auch, es sind die gleichen Kleingeister, ein paar Hundert Jahre ändern in den menschlichen Gehirnen keine Denkstrukturen. Doch etwas änderte sich, eine Kleinigkeit, sie benötigen heutzutage für ihre Ablasszahlung eine Spendenquittung für die nächste Steuererklärung. Dann, ein Jahr später, zur gleichen Zeit, beglücken sie diejenigen Kreaturen, die ein weiteres Jahr überlebten, wieder mit einer noblen Geste, mit ein paar, zu verschmerzenden Euro, man ist ja ein so guter, edler Mensch und der Seelenfrieden hat wieder ein Jahr seine Ruh.

Das Resultat eines Lebens wären so mit 29 000 Tage Habgier und Arroganz gegen 80 Tage Menschlichkeit zu veranschlagen. Ein miserables Ergebnis.

Klaus Schneider November 2017