Problemfall Wissen und Meinen

Wesentliche Teile der menschlichen Kommunikation, wie auch die in diesem Blog, beruhen auf dem Drang nach „Erkennen, nach Erkenntnis“, auf Fragen und Antworten oder ganz banal: auf Neugier. Neugier ist eine intensive Stimulanz der menschlichen Natur, Neues zu erfahren, ein Teil seiner Überlebens- und Entwicklungsstrategie.

Neugier fokussiert sich einmal auf die aktuelle Informationsflut, – die praktische, emotionale und anregende, die temporäre Form von Neugier. Sie kann sich aber auch auf forschungs- und verstandesmäßiges Wissen richten (Wissbegierde) – die konstitutive Form der Neugier.

Neugier bezieht sich auf existentes Wissen zu einer interessierenden Fragestellung, ein Drang nach Wissen. Die Frage an einen Menschen nach dem Ziel seiner Neugier würde er überwiegend so definieren – Wissen zu erlangen…… um seine Neugier zu befriedigen. Neugier wird durch die menschliche Kommunikation, verbal oder in geschriebener Form gestillt. Menschen erhalten durch Menschen, die MEINEN zu WISSEN, Informationen zu oder über einen Sachverhalt.

Die Problematik der menschlichen Kommunikation: Meinen und Wissen sind zwei völlig verschiedene Erkenntniszustände.

Wissen ist streng genommen die Einsicht in absolut gesicherte, bis dato unwiderlegte, objektive und unveränderliche Erkenntnisse. Meinen bedarf lediglich einer Aussage zu einem Sachverhalt und kein gesichertes, objektives Wissen.

In einem einfachen Beispiel ausgedrückt: Ein Auto kostet laut schriftlichem Angebot des Händlers    25 650.- €. Das Angebot ist 2 Monate bindend, also ist dieser Preis die nächsten 2 Monate eine absolute, unveränderliche Erkenntnis. Wenn nun aber jemand sagt, dass jenes Auto 25 650.- € koste, ohne dass er ein verbindliches Angebot vorliegen hat, ist das kein Wissen, es ist eine Annahme, also lediglich eine Meinung, wenn auch eine zufällig richtige. Wenn diese Meinung nicht als Wissen deklariert wird, kann sie richtig oder falsch sein und hat als Meinung ihre Berechtigung. Sollte diese Information aber als Wissen deklariert werden, „ich weiß es“, erfüllt sie nicht die Bedingungen des Wissens, sie könnte falsch sein und es gibt kein falsches Wissen.

Meinen kann richtig oder falsch sein, Wissen kann nicht falsch sein, ansonsten verliert der Gehalt einer Aussage die Autorität des Wissens.

Die Argumentation mittels Wissen steht in der Regel bei der menschlichen Kommunikation auf dünnen Beinen, da jedermann nur über einen beschränkten Fundus an gesichertem Wissen verfügt. Die alltägliche Kommunikation zieht ihren Esprit aus Meinungen. Wissen als ausschließliche Basis einer Argumentation würde diese im Keim ersticken, denn alles Gesagte müsste folglich richtig sein.

Wenn nun Gespräche, Diskussionen ihre Vitalität überwiegend aus Meinungen beziehen, die richtig, aber auch falsch sein können, so sollte dieser Umstand etwas mehr Beachtung finden. Eine Meinung zu haben ist jedermanns gutes Recht, auch wenn sie objektiv falsch sein sollte. Es wären beide Parteien eines Gespräches, einer Diskussion, gut beraten, dies als Wertschätzung des Gegenübers zu beachten, denn in der Regel kennzeichnen spekulative Meinungen kontroverse Gespräche. Spekulative Meinungen kontra spekulative Meinungen, Kontrahenten auf dünnem Eis, ein klassischer Fall in dem zumindest Toleranz und Anstand eine tragende Rolle spielen sollten, um zu halbwegs gesicherter Erkenntnis zu gelangen.

Klaus Schneider Februar 2017

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