Gedanken zur aktuellen politischen Situation

 

Die Überlegungen des griechischen Philosophen Platon (428–347 v. Chr.) über eine Philosophenherrschaft (Philosophie = Freude am Denken) ist ein zentrales Element seiner politischen Philosophie. Er vertritt die Meinung, ein Staat sei nur dann gut regiert, wenn seine politische Führung in der Hand von Philosophen sei. So fordert er ein uneingeschränktes Mandat der Philosophen, der Denker. Für die Umsetzung dieser Forderung sieht er theoretisch zwei Wege: entweder werden Herrscher Philosophen oder Philosophen werden Herrscher. Eine phantastische Idee, theoretisch.

Dieses logische erscheinende Konstrukt ist bedauerlicher Weise mit einem eklatanten Mangel behaftet, dem der praktischen Umsetzung. Philosophen, wie auch die profanen Gestalten des aktuellen politischen Ensembles, sind nur kleine, labile Menschlein mit einem arttypisch, prägnanten Drang  zur Selbstdarstellung und Selbstüberschätzung. Eine markante Schwäche, der sie verfallen, sowie sie sich der Beachtung einer Öffentlichkeit sicher sein können. Platons Gedanken sind bedauerlicher Weise nur seiner Ideenlehre zuzuordnen und zeigen leider keinen Fluchtweg aus der gegenwärtigen, schlampig inszenierten Vorstellung  auf.

Diese miserable Darbietung könnte jedoch auch einen infam, manipulierenden Zweck verfolgen. Die Dauer der Vorstellung ist so konzipiert, dass an deren Ende das Publikum in einem solchen Maß ermüdet ist, dass sie jeden, noch so widersinnigen Schlussakt, mit erlösendem Beifall begleitet, in der Hoffnung , der Vorhang möge endlich fallen. Ob allerdings die Regisseure mit soviel Intellekt ausgestattet sind, dürfte doch sehr fraglich sein. Was der Wahrheit wohl näher kommt ist bitter: Dieses aufgebotene Ensemble ist bestenfalls Mittelmaß, diesen Menschen fehlt einfach ein Hauch von Genialität und Charisma. So inszenieren sie lediglich ihr morbides Ego, zu mehr reicht das bescheidene Talent nicht und der betrogene Zuschauer hat es zu erdulden.

PS: Liebe Zuschauer, vor Beginn der Vorstellung waren die Mimen bekannt, ihre prägnanten Schwächen und auch ihr marginales Talent. Sie wurden dennoch gewählt! Wunder gibt es zwar immer wieder, auch stirbt die Hoffnung zuletzt, doch außer Phrasen enthalten diese Sprüche keine brauchbare Substanz. Der ersten Vorstellung folgen weitere – gute Unterhaltung und viel Vergnügen für die Theatersaison 2017-2021.

Klaus Schneider, November 2017

 

Spenden – Der gute Mensch

Wie jedes Jahr spendet die morbide Konsumgesellschaft zur Weihnachtszeit wieder für die armen, hungernden Menschen. Leidlich bemessene Summen Geldes für die Jammergestalten Asiens und Afrikas, für die Überlebenden verheerender Naturgewalten in aller Welt. Auch der eigene Kulturkreis erfreut sich sentimentaler Mildtätigkeit. Die auf dürftige, staatliche Fürsorge ausgelieferten Verlierern eines, außer Kontrolle geratenen Wirtschaftswachstums, den an körperlichen und seelischen Gebrechen leidenden Menschen und der ganze trübe Bodensatz einer Gesellschaft werden bedacht.

Ein Akt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen. Zu dieser Zeit begann die katholischen Kirche Ablassbriefe zu verkaufen, welche gegen eine beträchtliche Summe Geldes einen Sündererlass, ein reines Gewissen versprachen. Ein reines Gewissen gegen Geld, da gehört schon eine beachtliche Portion Dummheit, respektive Frechheit dazu, um solchen Unsinn zu glauben bzw. ihn anzubieten.

Damals wie heute, nichts hat sich geändert. Wie auch, es sind die gleichen Kleingeister, ein paar Hundert Jahre ändern in den menschlichen Gehirnen keine Denkstrukturen. Doch etwas änderte sich, eine Kleinigkeit, sie benötigen heutzutage für ihre Ablasszahlung eine Spendenquittung für die nächste Steuererklärung. Dann, ein Jahr später, zur gleichen Zeit, beglücken sie diejenigen Kreaturen, die ein weiteres Jahr überlebten, wieder mit einer noblen Geste, mit ein paar, zu verschmerzenden Euro, man ist ja ein so guter, edler Mensch und der Seelenfrieden hat wieder ein Jahr seine Ruh.

Das Resultat eines Lebens wären so mit 29 000 Tage Habgier und Arroganz gegen 80 Tage Menschlichkeit zu veranschlagen. Ein miserables Ergebnis.

Klaus Schneider November 2017