Werte im Wandel

 

Werte benennen im generellen Sprachverständnis die Attribute bzw. qualitative Eigenschaften, die allgemein den Dingen, praktischen bzw. sittlichen Idealen und Ideen, existierenden Gegebenheiten und Charaktereigenschaften beigemessen werden.
Werte bilden sich aus den temporären Wertvorstellungen, dem Zeitgeist einer Gesellschaft. Dieses, mit dem Nützlichkeitsprinzip gesellschaftlicher Stabilität koalierende Wertesystem, bemisst so den Wert oder Unwert von Handlungs- und Verhaltensmustern von Entwicklungen und deren Tendenzen. Beansprucht ein Wertesystem einen absoluten Anspruch auf Wahrheit, pervertiert es sich selbst, es verliert an universellem Wert und verkommt zu einer starren, lebensfeindlichen Ideologie.

Dieses Risiko bergen heute mehr denn je die Entwicklungen, einer sich selbst exponentiell entwickelnden Technik. Einer Technik, deren Systeme und ihre Funktionsweise nicht mehr verstanden, sondern lediglich konsumiert wird.

Die Menschheit sollte sich nicht dem Irrglauben hingeben, dass das Fortschreiten einer technischen Entwicklung mit einem Zuwachs, dem Menschen zuträglichen Werten, verbunden ist. Die Werte, die einer technischen Entwicklung förderlich sind, sind inhuman, seelenlos. Es sind dem technomorphen Nutzer verführerische Werte, berechenbar, klar strukturiert, normiert, doch ebenso kalt, gleichgültig gegenüber menschlicher Emotion.

Der fast neurotische Zwang alles zu realisieren, was technisch möglich erscheint, setzt ein „Perpetuum mobile“ des Begehrens in Gang, was letzten Endes den Menschen als unkalkulierbares, unprofitables Objekt an den Rand der Nutzlosigkeit drängt.

Entwicklungen kultureller und technischer Art können neue Werte schaffen. Die Qualität so generierter Werte ist jedoch nicht per se gut. Es liegt im Interesse der Menschen, diese Werte ihren Bedürfnissen anzugleichen und nicht ihre Bedürfnisse dem Diktat vordergründig, bequemer Werte zu opfern.

Klaus Schneider April 2019