Der Wutbürger – Ziviler Ungehorsam

 

Diese diffamierte Minorität von engagierten Menschen kann mit erhobenem Haupt ihren Kritikern aus dem phlegmatischen Spießbürgertum entgegentreten. Die rare Spezies, ein Lebenszeichen einer lebendigen Demokratie, ist übrigens kein Produkt des frühen 21. Jahrhunderts – Friedensaktivisten, Atomkraftgegner, Gegner der Startbahn West, des NATO-Doppelbeschlusses, des frauenfeindliche § 218, der Strafbarkeit homosexueller Handlungen unter Erwachsenen nach § 175 StGB usw. Es sind und waren alles Menschen, die den Wert des demokratischen Souveräns, des Menschen eines Volkes, am Leben erhalten, ihm Würde und Anstand verleihen. Es sind nicht die traurigen Gestalten der Opportunisten, der devoten Jasager, Vereinsmeier und Stammtischproleten, die einer Demokratie die Kraft und Stärke verleihen, die ihre Zukunft sichert. Die Erfolgsgeschichte des „zivilen Ungehorsams“ bis heute kann sich sehen lassen, AKW Ausstieg, Abschaffung des § 218 StGB, des § 175 StGB (Homosexualität). Es war und ist richtig, sich auch gegen demokratisch legitimierte Entscheidungen des Staates zu stellen, diese müssen nicht zwangsläufig richtig sein. Demokratische Legitimität wird oft genug durch klientel- oder parteipolitische Interessen zu einer entstellten Karikatur souveräner politischer Entscheidungen und weist keinen ideell demokratischen Wert mehr auf.

Klaus Schneider August 2017

Der Diktator und der Populist – ein klassisches Konfliktpotenzial

 

Dieses traditionelle Konfliktpotenzial ist nicht aus dem Repertoire des klassischen Polit-Theaters zu eliminieren – widrige innerpolitische Missstände mithilfe ordinärer außenpolitischer Rhetorik zu überdecken. Explosiv wird diese zwischenstaatliche Anarchie, wenn zwei psychisch egozentrisch strukturierte „Politiker“, ihre dubiose geistige Disposition exzessiv ausleben.

Kennen sie ihre Grenze, die rote Linie ab der solche Hahnenkämpfe unkontrollierbar werden, wo eine fatale Eigendynamik die Regie übernimmt? Der Zweck heiligt nicht alle Mittel, doch ist dieser moralische Aphorismus von zwei Protagonisten mit fragwürdigem Charakter zu verstehen?

Die Menschen auf dieser Erde wollen leben, und nicht als Kollateralschaden  der Spinnerei zweier narzisstisch gesteuerter „Politiker“ zum Opfer fallen. Der Diktator und der Populist, Brüder im Geiste, einig im Wahn vom Trugbild eines starken Führers – dem ihrer Person

Klaus Schneider August 2017

Der Mensch – provokante Ansichten

 

Der Mensch, abstrahiert man die gefälligen Charakteristika mit der er sich selbst erklärt und mangels profunder Kritik einer kompetenten Autorität fern seiner Spezies zweifelsfrei für evident hält, ist eine psychisch labiles und moralisch fragwürdiges Machwerk. Sein Wesen gleicht einem Fleckerlteppich, lässt kaum eine klare Struktur erkennen und ist nach dem Zufallsprinzip zusammengesetzt. Von Ästhetik, Würde und Noblesse sind sind bei differenzierter Betrachtung nur flüchtige Spuren zu erahnen.

Blasphemische Gedanken eines schnöden Nestbeschmutzers? Oder einfach nur dessen Erkenntnis, dass es wenig Sinn macht in einem verschissenen Nest zu sitzen, in diesem sich jeder sich die Nase zuhält, die Augen verschließt und sich in unnütze Illusionen fern dieser Kloake flüchtet.

Ohne über ein Bewusstsein für Missstände, tendenzieller sozialer und moralischer Entwicklungen zu verfügen, sind diese nicht existent und demzufolge nicht korrigierbar. Eine konfliktgeladener, hochexplosiver Exzess menschlicher Ignoranz und Dummheit. Irgendwann ist das Nest so vollgeschissen, dass es nicht mehr als Nest taugt und was dann?

Klaus Schneider August 2017

Die bittere Realität der Wahrheit

 

Giacomo Leopardi (1789-1837) italienischer Dichter Essayist und Philologe stellt treffend fest: „Zwei Wahrheiten, welche die Menschen nie glauben werden: dass sie nichts wissen und dass sie nichts sind. Man füge eine Dritte hinzu, die sehr von der Zweiten abhängt: dass es nach dem Tod nichts zu hoffen gibt.“
Unter solch rigiden Einschränkungen der Interpretation des ideellen Selbstverständnisses ist dem Menschen sein verzerrtes Verhältnis zur Wahrheit fast zu verzeihen. Unter solch düsteren Himmel verdrängter Realität schuf sich der Mensch eine geschmeidige Form von Wahrheit. Friedrich Nietzsche beantwortet die Frage was ist Wahrheit so: „Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen.“ Das ist die bittere Realität von Wahrheiten, es wurden oft nur gefälligen Überzeugungen die Autorität einer Wahrheiten zugesprochen. So ist die Aussage zu verstehen: „Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.”

Warum sieht der Mensch die Dinge nicht so, wie sie sind, sich selbst nicht so, wie er ist? Sein Schatten, die kollektive Egozentrik hüllt alle Einsichten ins Dunkel genehmer Verdrängung. Es lebt sich besser in schmeichelnder Illusion als mit unangenehmen, bitteren Wahrheiten.

Klaus Schneider August 2017

Die Utopie einer Renaissance (Humanismus)

Als Renaissance („Wiedergeburt“) wird die europäische Kulturepoche in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert benannt. Das theozentrische Weltbild, (religiös geprägte Weltanschauung, die Gott oder eine oder mehrere Gottheiten im geistigen Zentrum der Welt sieht) des Mittelalters wurde abgelöst durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge. (Anthropozentrisch heißt, der Mensch versteht sich selbst als den Mittelpunkt der weltlichen Realität).

Die Analogie der gesellschaftlichen Zustände des 15./16. Jahrhunderts mit denen des 21. Jahrhunderts ist doch offensichtlich. Ersetzt man im theozentrischen Weltbild den Begriff Gott mit den Begriffen Kapital, Konsum – also eine bußfertige, angstvolle Frömmelei durch die eines exzessiven Konsums der Produkte einer egozentrischen Wirtschaft, die den Menschen glauben macht, dass Konsum gleich Glück bedeute, so steht die Menschheit doch vor dem gleichen Dilemma wie vor 600 Jahren. Die Wertigkeit seiner Existenz ist der Bewertung einer beutegieriger Meute von üblen Profiteuren ausgesetzt. Heute so wie damals steht er nicht mehr im Zentrum seiner weltlichen Realität, nur in Verbindung mit wirtschaftlicher Präsenz, der Teilnahme am Konsumdiktat der Wirtschaft, definiert sich sein Wert. Worin besteht nun der substanzielle Unterschied zur Ausgangsituation Ende des „dunklen Mittelalters“ zur heutigen Position menschlicher Wertigkeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts?

Stellt sich nur die Frage, ob die Menschheit über das moralisch und charakterliche Potenzial verfügt, die eine Renaissance zum Humanismus erfordern würde. Es scheinen doch erhebliche Zweifel angebracht, der Mensch ist, was er ist – Mensch.

Klaus Schneider August 2017

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