Furcht vor Fremden?

Konkrete Aspekte von Furcht vor Fremdem. Gibt es berechtigten, konkreten Grund zur Furcht?

 

Furcht ist die Wahrnehmung einer klar erkennbaren Bedrohungssituation. Eine Reaktion des Bewusstseins auf eine akute oder voraussehbare Gefahr. Furcht ist in der Regel rational begründbar und entspricht der Realität – Realangst. Sie erfordert eine konkret erfassbare Bedrohung und verfügt über einen erfassbaren Gegenstand – den Gegenstand der Furcht.

Gibt es einen klar beschreibbaren und logisch beweisbaren Grund sich vor Fremden (Fremdem) zu fürchten

Grundsätzliches: – Was bedeutet fremd?
Fremdes, Fremde wird als abweichend von Vertrautem wahrgenommen. Dieses Gefühl der Fremdheit hat seine Wurzeln in der Ideologie des Nationalismus, des Rassismus, der den eigenen Volksstamm als Dreh- und Angelpunkt und gegenüber anderen Völkern als überlegen ansieht. Nach individueller oder sozialer Veranlagung kann dieses Gefühl Abwehr im Sinn von „Angst“ bis hin zur Aggressivität hervorrufen; aber auch Interesse bis hin zum Bedürfnis nach Fremden, nach Neuem.
Xenophilie- allem Fremden, allen Fremden gegenüber positiv eingestellt, aufgeschlossen.
Xenophobie- Fremdenfeindlichkeit ist eine Einstellung, die prinzipiell Menschen aus einem anderen Kulturkreis, aus einem anderen Volk, aus einer anderen Region oder aus einer anderen Gemeinde aggressiv ablehnt.

Feststellung
Es gibt also vorab keinen logischen Grund sich vor Fremden zu fürchten. Es ist lediglich eine diffuse Angst vorhanden, die in der Ablehnung von sozialen, religiösen, ökonomischen, kulturellen oder sprachlichen Unterschieden begründet ist. Diese Unterschiede werden als Bedrohung angesehen, die zu bekämpfen ist. Übrigens gehören nicht nur Ausländer zu der Personengruppe, die Fremdenfeindlichkeit ausgesetzt sind. Fremd ist zunächst einmal alles, was nicht vertraut, sicher erscheint.

Folgerung: Von der vagen Angst zur konkreten Furcht
Diese Angst fordert und fördert die Ungleichbehandlung und Benachteiligung von Fremden in der Gesellschaft. Migranten, die mit nicht viel mehr als dem, was sie zu tragen imstande waren, in einer für sie fremden Gesellschaft stranden, ertragen vorerst ihre Rolle als Bittsteller mit nachrangiger Wertigkeit. Was wiegt in dieser Situation mehr als die Sicherheit eines Asyls? Menschen mit niederem Aktionspotenzial, Familienväter, Mütter, Kinder und alte Menschen wägen intuitiv pragmatisch zwischen ihrer Verantwortung gegenüber ihren Familien, ihren Möglichkeiten, ihren Ängsten, ihrer Furcht ab; letztendlich wollen sie vor allem überleben. Das ist vorab ihr primäres Ziel.
Es dürfe eine missliche Fehleinschätzung des menschlichen Verhaltens sein, anzunehmen, dass dies so bliebe.

Diese Menschen, auch wenn uns ihre aktuell praktizierte religiöse Tradition einen konträren Eindruck vermittelt, sind entweder mit uns im 21. Jahrhundert angekommen oder lernen sehr schnell die Vorzüge einer modernen, offenen, liberalen Gesellschaft zu schätzen. Sie wollen, wer sollte es ihnen verdenken, daran teilhaben.
Gesellschaften sind vielfältig, so wie unsere, auch jene aus dem arabischen oder afrikanischen Raum. Sie setzen sich analog wie bei uns aus moralisch integren Menschen, gebildeten, liberalen, toleranten, allem Neuen, Fremden zugewandt – wie auch aus dem extremen Gegenteil dieser positiven Attribute zusammen.
Während nun pragmatisch gestimmte Fremde, sie werden meist aus dem positiv gestimmten Personenkreis entstammen, ihr primäres Ziel, zu überleben, lange Zeit duldsam verfolgen, ist es ein fataler Fehler dies von allen Fremden anzunehmen. Eine naive Fehleinschätzung von Interessengruppen aus Politik und Gesellschaft, die sich realistischer Beurteilung der Situation verschließenn, sie bagatellisieren, als Hirngespinste oder gar puren Rassismus diskreditieren.

Wir müssen doch davon ausgehen, dass Angehörige islamistisch geprägten Staaten, hauptsächlich ein religiös geprägtes Weltbild besitzen. Eine Religion, die hierarchisch strukturiert ist, an der Kritik als ein Sakrileg, eine Gottlosigkeit angesehen wird. Sie erfuhr seit ihrer Entstehung nie eine Renaissance, sie existiert und agiert seit Anbeginn autonom, ist in sich geschlossen. Das wäre an und für sich für eine allgemeine Bewertung von Individuen aus deren Einflusssphäre nebensächlich, wenn nicht diese Religion jede Nische im Leben dieser Menschen besetzten würde. Dieser Umstand prägt ihr Denken und Handeln, diese Religion ist Kultur, Selbstverständnis, Dreh- und Angelpunkt einer Existenz und steht nicht zur Diskussion.
Wenn der christliche Glaube, in praktizierter Form, die abendländische Kultur, für Muslime, bei liberaler Auslegung des Korans, noch einen, wenn auch geringen, Spielraum zur Toleranz offen lässt, verschließt sich eine ungebundene, freie Lebensart jeglicher Akzeptanz, vor allem der ersten Generation von Migranten. Vor allen Dingen dann, wenn die Erwartungen, die Hoffnungen, die sie in das Ziel ihrer Flucht setzten, sich als Illusion erweist. Wo werden Hoffnungslosigkeit, Frust, Wut, Trost finden – im Glauben, zwar wieder einer Illusion, aber einer ohne Beweislast, ein Glaube eben.

Sie finden sich an einem Ort wieder, wo „Gottlosigkeit und Sünde“ sich in Überfluss und Luxus aalen. An einem Ort, wo ihnen entweder gönnerhafte Mildtätigkeit, Gleichgültigkeit oder offene Ablehnung entgegengebracht wird. Wo Würde und Selbstachtung zu oft auf dem Prüfstand stehen oder in der Kloake miserabelster Lebensbedingungen ersäuft. Doch sie sind gezwungen da zu leben, wenn ihnen ihr Leben lieb ist und wenn sie das ihrer Angehörigen nicht aufs Spiel setzen wollen. Finden sie eine Lösung in ihrem alles dominierenden Glauben? Kaum, er gibt nur restriktive Dogmen vor, wenig geeignet in einer komplexen Welt einen gangbaren Weg zu finden, doch er ist ihr größter, vielleicht einziger Rückhalt.

Was werden sie tun, wohin geht ihr Weg? Es benötigt nicht all zu viel Weitblick diese Frage zu beantworten: Er führt auf direkten Weg in Parallelgesellschaften. Gesellschaften mit verborgenen aber effizienten Strukturen. Gesellschaften, die sich weitgehend der Kontrolle des Staates entziehen. Gesellschaften, die ihre eigene Rechtsvorstellung pflegen, welche selten denen des Landes, in dem sie leben, entsprechen. Die europäischen Gesellschaften sollten sich bewusst werden, dass ein zu hohes Maß an Toleranz bei Angehörigen aus restriktiv, autokratisch regierter Gesellschaften, als Schwäche empfunden wird. Sie akzeptieren staatliche Autorität nur dann, wenn sie klar eingefordert wird- Sie kennen und können es nicht anders.

Berechtigte, konkrete Furcht

Wenn nun der Integration, der Basis eines, wenn auch schwierigen Miteinanders, keine höchste Priorität eingeräumt wird, der Staat seiner Aufgabe als Ordnungsmacht in den Fällen der sogenannten „Ausländerkriminalität“, weder bei der Kleinkriminalität noch bei Gewaltverbrechen Herr wird, ist eine Befürchtung (Furcht) vor den Auswüchsen einer einfältigen Asylpolitik und ihrer misslungenen oder vernachlässigten Eingliederung berechtigt. Für eine latent labile Gesellschaft, die durch keine effiziente, rechtssichere Staatsgewalt gesichert ist, eine konkrete Bedrohungssituation. Das ist das, was wir fürchten müssen, ein Problem, das demokratische Strukturen kaum zu lösen in der Lage sind, was dann in Folge die Gefahr von totalitären repressiven Regierungsformen birgt. Es spielt all denen in die Hände, die auch ohne aktuellen Grund „Flüchtlingswelle“ unsere offene, demokratische Gesellschaft ablehnen. Unsere Gesellschaft mag nicht perfekt, labil, egozentrisch, sein, doch sie ist zweifellos besser als alle Modelle, die Heilsverkünder aus dem rechten politischen Spektrum, anbieten.

Klaus Schneider Januar 2017

 

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