Gott ist tot, es lebe Gott. Der Klimawandel, Folge eines Götzenwechsels?

 

Der Zeitpunkt beginnender Emanzipation gegen Religions- und analog Glaubensdiktate fällt, vor allem in den Industrienationen, in eine Phase eines allgemeinen, wirtschaftlichen Wohlstandes breiter Bevölkerungsschichten. Unter dieser Konstellation fand und findet, sukzessiv lediglich ein Götzenwechsel statt.

Der Mohr, der Gott des Mangels, des Leides und vielfältiger nebulöser Versprechungen, allesamt für eine kommende überirdische Existenz bestimmt, hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen, oder zumindest einen Schritt beiseitetreten. Der Mensch fand Götzen, die er mit seinen Sinnen begreifen, ihre Wohltaten hier und heute genießen kann. Es machte nun Sinn, sich auf dieses Hier und Heute zu konzentrieren, es exzessiv zu leben. Die indoktrinierte Moral, die einer verarmten und rechtlosen Bevölkerungsschicht, Geduld, Demut, Glaube, Gehorsam und was sonst noch alles suggerierte, weicht einer Moral, die auf imaginärer Freizügigkeit, wirtschaftlichem Wachstum und ungezügeltem Konsum beruht. Das neue Credo der Zeit ist eine exzessive ökonomische Expansion. Moderate, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung der Volkswirtschaft wird mit Stillstand gleichgesetzt, was Rückschritt und entsprechend den Verlust erfassbarer Lebensqualität bedeutet, also keine ernsthafte Option für konvertierte Kapitalanbeter. Eine einschmeichelnde neue Lebensqualität, dieses Konglomerat aus materieller Habe und leiblicher Genüsse, deren Besitz und exzessiver Konsum nicht zwingend die Notwendigkeit voraussetzt, Glück darüber zu empfinden. Vielfältige, geist- und sinnlose Zerstreuung, auch über jedes moderate Maß hinaus, ist in der heute real existierenden Gesellschaft durchaus mehrheitsfähig. Warum auch nicht?

Gibt es eine reale Hoffnung auf eine umfassende Besinnung der Menschheit? Die in Konsequenz eine vernunft- und damit zukunftsorientierte Gestaltung ihrer Existenz einfordert? Ein Paradigmenwechsel gegen den mächtigen Trieb der inhärenten Selbsterhaltung auf hohem Niveau. Ein Paradigmenwechsel, der eine vermutlich massive Reduktion des Lebensstandards nach sich ziehen und die Selbsterhaltung wieder zu einem Problem machen könnte?

Klaus Schneider September 2019

Anstand – Indiz für die Qualität einer Gesellschaft

Anstand wird als ein selbstverständlich empfundener Maßstab für den Anspruch und die Erwartung an ein verträgliches soziales Verhalten bezeichnet. Anstand bestimmt die Umgangsformen, das Miteinander, die Lebensart und damit die Qualität einer Gesellschaft.
Umgangsformen gestalten die soziale Interaktion innerhalb der Gesellschaft. Während sogenannte „gute Umgangsformen“ als selbstverständlich vorausgesetzt und meist kommentarlos positiv bewertet werden, erregen negative Verhaltensformen (Angeberei, unhöfliches Verhalten, Pöbeleien in verbaler und nonverbaler Form usw.) den Missmut der Betroffenen. Die soziale Interaktion gestaltet das menschliche Miteinander, das gegenseitige Handeln (oder Beeinflussen) von Personen (oder Gruppen), also das Geschehen zwischen Menschen, die aufeinander reagieren, miteinander umgehen, einander beeinflussen, also miteinander leben müssen.
Anstand ist ganz sicher kein Auslaufmodell aus historischen Zeiten. Anstand ist topaktuell, denn er legt die Form, das Niveau des Miteinander fest und bestimmt damit die Lebensqualität eines jedes Menschen. Anstand ist vor allem Respekt – Respekt vor der Würde des Anderen. Diese Würde, die jeder vehement für sich in Anspruch nimmt, mit gutem Recht, ist aber universell, der Andere besitzt den gleichen Anspruch auf Respekt, auf die Unverletzlichkeit seiner Würde. Dies gilt ohne Unterscheidung gesellschaftlicher oder familiärer Stellung, Rang und Namen von Personen. Anstand und Respekt sind ein Naturrecht, dieser Anspruch ist unveräußerlich. Menschen mit Charakter und Niveau, gleich welcher Abstammung und Herkunft, wissen und leben das, es ist ein Teil ihres Wesens. Die Anderen, mögen sie sich noch so cool finden,bilden lediglich den trüben Bodensatz einer Gesellschaft, Sozialschmarotzer – im reinsten Sinn dieser abgedroschenen Phrase – sie profitieren vom Anstand, dem positiven Wirken der Anderen auf und in der Gesellschaft.

Nachsatz- Zitat
Adolph Friedrich Ludwig Freiherr von Knigge (1752–1796)
Schreibe nicht auf Deine Rechnung das, wovon andern das Verdienst gebührt! Wenn man Dir, aus Achtung gegen einen edlen Mann, dem Du angehörst, Vorzug oder Höflichkeit beweist, so brüste Dich damit nicht, sondern sei bescheiden genug zu fühlen, dass dies alles vielleicht wegfallen würde, wenn Du einzeln aufträtest! Suche aber selbst zu verdienen, dass man Dich um deinetwillen ehre! Sei lieber das kleinste Lämpchen, das einen dunklen Winkel mit eigenem Lichte erleuchtet als ein großer Mond einer fremden Sonne oder gar Trabant eines Planeten!

Klaus Schneider Mai 2017

Wie aktuell ist Anstand?

 

Wie aktuell ist Anstand?

Was ist Anstand?

Anstand ist ein Kriterium für den ethisch-moralischen Anspruch und die Erwartung an ein gutes oder richtiges Verhalten. Anstand ist das nach außen sichtbare Benehmen und von keiner spezifischen Moral abhängig. Der Anstand bestimmt die Umgangsformen und die Lebensart, er entscheidet in hohem Maß über die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, im Kleinen wie im Großen.

Lässt man die angestaubten Begriffe wie, schickliches Benehmen, gute Sitte, Sittsamkeit und Tugendhaftigkeit einmal außer Acht, so verbleibt im Repertoire bewährter gesellschaftlicher Umgangsformen noch genügend Potenzial, dem Niveau des Miteinanders in eine verträglichere Form zu geben. Denn was sollte an den verbleibenden Ansprüchen wie – gutes Benehmen – Takt – Toleranz – Feingefühl – Hilfsbereitschaft – Höflichkeit – Korrektheit -Respekt  in der Gegenwart und der Zukunft entbehrlich werden ohne dass das Niveau noch weiter sinkt?
Es ist schon beschämend anzusehen, wie sich, nach ihrem Lebensalter, erwachsene Menschen, in Talkshows blamable Blößen geben. Es stellt sich die Frage, in welcher Periode, zwischen Kindergarten und ihrem aktuellen Status, der Reifungsprozess dieser Menschen stagnierte? Die creme de la creme aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft prostituiert sich zu oft ohne jeden „Anstand“ bei jeder sich bietenden Gelegenheit – mediale Präsenz um jeden Preis! Geifernde Schwätzer, ohne Stil, ohne Respekt, ohne Charisma, dafür mit einer auffällig haltlosen Klappe. Um wie viel besser würden sich solche Auftritte mit etwas Feingefühl, Takt, Höflichkeit, Respekt präsentieren!

Verliert Anstand seinen ideellen Wert für die Gesellschaft  

Nein,denn das wäre ein irreparabler Verlust an Lebensqualität. Es ist nur mehr an Substanz, an charakterlicher Qualität und mehr Intellekt notwendig:

  • Um seine Person, seine Meinung mit Anstand zu repräsentieren.
  • Den Mitmenschen mit Respekt und Höflichkeit zu begegnen, sei es ein Obdachloser, eine Toilettenfrau, ein Fremder, ein Andersdenkender oder Kinder und Alte.
  • Gegensätzliche Meinungen oder Lebensphilosophien als gutes Recht der Anderen zu tolerieren, besser noch, zu akzeptieren.
  • Sich korrekt an Regeln, Gebote oder Verbote zu halten, die ein verträgliches Miteinander erst ermöglichen, die substanziell eine Gemeinschaft erträglich gestalten.

Das Maß an Anstand formt die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen

Klaus Schneider Januar 2017

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