Frieden auf Erden

Frieden auf Erden könnte es geben, theoretisch.

Theorien hören sich erstmal gut an, doch meist scheitern sie an ihrer Praxistauglichkeit. So wie die Theorie vom Frieden auf Erden und unter den Menschen. Dieses illusionäre Konstrukt würde doch voraussetzten, dass:

  • Alles Leben auf der Erde mit Ehrfurcht behandelt würde und kein Mensch und keine Institution sich anmaßen würde, einem anderer Lebewesen sein Leben zu nehmen, es weder physisch noch psychisch zu quälen.
  • Eine humane Ethik Vorrang vor jeder religiösen Ideologie hätte.
  • Der individuelle Wert jedes Menschen, ohne jede Ausnahme, als gleich angesehen wird – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Talenten, sozialer Stellung, Vermögen oder Intelligenz.
  • Die Überzeugung herrscht, dass Gewalt in jeder Form keine Stärke ist, sondern die Bankrotterklärung eines labilen und schwachen Charakters ausdrückt.
  • Die Freiheit des Einzelnen konsequent der eigenen Freiheit gleichgestellt wird.
  • Moral ohne brillante Intelligenz angesehener wäre als brillante Intelligenz ohne Moral.
  • Verstanden wird, dass eine konträre Meinung, vor aller Bewertung, einem Denkvorgang entspringt, der dem menschlichen Wesen gegeben ist. Der Mensch denkt, wie und was er denkt, kann bei der Individualität der Kreaturen, nicht immer deckungsgleich sein.
  • Man verstehen würde, dass allen Religionen ein dynamisches Gewaltpotenzial innewohnt
  • Kirchen, Moscheen und Tempel bloß Stätten der individuellen Besinnung wären – als kulturelle Baudenkmäler vergangener Zeiten.
  • Patriotismus und Nationalismus als das erkannt würden, was sie sind: profaner Dünkel mit enormem Aggressionspotenzial.
  • Menschen aufhören würden, rührselige Nationalhymnen zu singen, deren Inhalt oft im Widerspruch zur gelebten Realität und zweifelhafter Vergangenheit steht.
  • Die Einsicht reifte, dass unbegrenztes Wachstum in einer Welt mit begrenzten Ressourcen und zunehmend ungleichen Lebensbedingungen nichts als eine unglaubliche Ignoranz gegenüber Vernunft und Realität ist.
  • Der Mensch begreift, dass nicht alles, was möglich ist, auch ohne Rücksicht auf die Folgen umgesetzt werden muss, nicht die Natur ist auf den Menschen angewiesen, er ist auf Gedeih du Verderb auf sie angewiesen
  • Maßloser Konsum und hedonistisches Verhalten nicht länger als die oberste Maxime einer vermeintlich vernunftbegabten Spezies gelten – außer der Mensch gibt diesen Anspruch als Vernunftwesen auf.

Voraussetzungen, die die aktuelle „Ausgabe Mensch“ nicht einmal im Ansatz zu erfüllen vermag.
Ist Frieden auf Erden also nur dann möglich, wenn der letzte Mensch diesen Planeten verlassen hat?
Sei es, weil sie sich gegenseitig ausgelöscht oder den Planeten unbewohnbar gemacht haben, oder weil die Kräfte der Natur, des Universums oder eines Gottes diesem schändlichen Treiben ein Ende gesetzt haben?

Erstaunt oder empört dich ein solcher Gedanke?
Warum eigentlich?
Schau in den Spiegel. Schließe dann die Augen und erforsche deine Gesinnung – die ganze Gesinnung, bitte. Nicht nur den kleinen, vorzeigbaren Mikrokosmos, sondern auch die verborgenen, unschönen Anteile, die lediglich durch die moralische Fassade oder gesellschaftliche Zwänge unterdrückt werden. Entspricht deine Gesinnung wirklich den Grundbedingungen für eine bessere, friedliche Welt?

Nein, vermutlich nicht. Denn du entstammst der aktuellen „Ausgabe Mensch“ und bewegst dich – wie die meisten – auf der Schattenseite solcher moralischen Ansprüche. Doch du kannst etwas tun:
Lerne, die anderen Menschen, so wie sie sind, zu akzeptieren, rede mit ihnen. Sie sind weder schlechter noch besser als du. Versuche, mit ihnen in Frieden zu leben – nicht zuletzt, um selbst zu überleben.
Versuche es wenigstens! Das wäre eine reale, vielleicht die einzige Möglichkeit, für ein bisschen weniger Krieg und Gewalt zu sorgen.

Und wenn du dazu nicht fähig bist?
Dann genieße deine Hölle auf Erden – und verschwende keinen Gedanken an eine bessere Welt, die gibt es für dich nicht.

Klaus Schneider Januar 2025

 

Respekt vor Europas Kultur

 

Die Fähigkeit sich selbst in Frage zu stellen, auch gegen starken inneren Widerstand, selbstgefällige Überheblichkeit aufzugeben, ist eine der Ursachen der geistigen Kraft Europas und seiner Bewohner. In Folge definierte sich die geistige Kultur in dem Bemühen, die ethnozentrische Selbstbezogenheit zu durchbrechen und einen verbindlichen Pluralismus zu installieren. Ein Unterfangen das bis zum heutigen Tage wankelmütig zwischen Erfolg und Misserfolg pendelt. Doch haben diese Bemühungen ein, in der Geschichte einzigartiges Klima der Akzeptanz oder auch nur der Toleranz ethnischer oder individueller Diversität geschaffen.

Das Resultat dieses, „sich in Frage stellen“, ist ein Novum in der Geschichte, wie in der Gegenwart und nicht vielen Volksgruppen, religiösen Gemeinschaften, Staaten ist dies eigen. Es ist eine wertvolle Errungenschaft, welche, aus Gründen ihrer positiven Toleranz gegenüber Opponenten, eine sehr fragile Stabilität aufweist. Es wäre hier sehr von Vorteil, wenn die direkten Nutznießer dieses Pluralismus im Inneren, diesen gegen Anfeindungen und Unterwanderung von außen kompromisslos zu schützen bereit wären und in diesem Fall etwas von dem, in Verruf geratenen Patriotismus reaktivieren würden. Dies wäre bei allem Vorbehalt gegenüber patriotistischen Perversion allemal besser als die Errungenschaften einer hochentwickelten Kultur antiquierten, barbarischen Zivilisationen zum Fraß vorzuwerfen. Denn was sollte an solchen Kulturen wertvolles zu finden sein, dass ein Patriotismus, der sich unter anderem auf die Leistungen europäischer Dichterinnen und Philosophinnen, auf gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Erfolge und technische Hochleistungen bezieht, keine legitime Berechtigung fände? Ein Stolz auf, zugegeben zwar teils dem Ideal entfremdete, Werte einer gewachsenen, teilweise mühevoll und unter großen Opfern, im Laufe der Geschichte errungenen Kultur ist legitim. Sie mag Mängel aufweisen, doch zeigt eine Auflistung möglicher, aktuell vorkommender Alternativen, keine adäquaten Alternativen auf, weder in Europas Anrainerstaaten, noch in Asien oder in Übersee.

Klaus Schneider Mai 2022

 

Buchvorstellung: Menschliches zwischen Sein und Schein
Info unter:
https://ks-fak-to-go.de/wp-admin/post.php?post=1100&action=edit
Das Buch ist als Taschenbuch, Hardcover und E-Book zu beziehen:
Buchhandel
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