Europa – Der Weg aus dem Gestern – Teil 2

 

Teil 2 Der Aufstieg Europas

Der Aufstieg Europas nahm seinen Anfang im 15. und 16. Jahrhundert. Die säkularisierenden Einflüsse der Renaissance verschafften den weltlichen Herrschern die alleinige Deutungshoheit ihrer Interessen. Es entstanden gewichtige Nationalstaaten wie England, Frankreich, Spanien, Portugal und die Niederlande. Sie trieben die Erforschung und im nationalen Interesse die Eroberung großer Teile der Welt voran. Den Beginn dieser Expansionsphase leiteten Spanien und Portugal ein, die die ersten Kolonien in Südamerika sowie Handelsposten an den Küsten Afrikas und Asiens gründeten. Frankreich, England und die Niederlande folgten ihnen nach. Rein machtstrategische Interessen der europäischen Staaten innerhalb des Kontinents wichen national ökonomischem Kalkül.

Innereuropäische Konflikte, wie dies der Dreißigjährige Krieg, zeigte, dienten letzten Endes nur dazu, die Machtverhältnisse zu konsolidieren, die konfessionelle Einheit der oder des jeweiligen Staatsgebildes im Sinne einer Staatsgewalt zu festigen. Im Gebiet des Deutschen Reiches schwächte es die, teilweise noch vorhandene Zentralautorität, entscheidend und führte in die absolute Souveränität der Kleinstaaten und ihrer Landesherren, was aber in Folge den machtpolitischen Exitus in Europa bedeutete. Als Folge dieses Konfliktes etablierte sich auf dem Kontinent der Absolutismus, der in Frankreich unter der Herrschaft Ludwigs XIV. seine deutlichste Form aufzeigte. Vom ökonomischen Gesichtspunkt zeigte dieser Krieg aber auch auf, dass mit innereuropäischen Konflikten kaum noch ein nachhaltiger wirtschaftlicher Vorteil zu erzielen war.

Koloniales Machtstreben

Die Potentaten Europas benötigten zum Erhalt ihrer absoluten Herrschaft enorme Mengen an Kapital, welches allein durch die Ausbeutung ihrer Bevölkerung nicht zu beschaffen war.  Als Spanien und Portugal die unterjochten Völkern Süd- und Mittelamerikas ausplünderten und damit die Messlatte weit anhoben, stand nun die Frage der Größenordnung von verfügbarem Kapital im Fokus machtpolitischer Erwägungen. Die zentralistisch regierten Staaten Europas, die als Einheit über eine machtpolitische Potenz verfügten, brachten sich in die marodierende Meute ein, der Wettlauf um die größte Beute nahm ihren peinlichen Verlauf. Die Operettenstaaten Deutschlands standen bis Anfang des 19. Jahrhunderts abseits, nicht aus moralischer Einsicht, sie verfügten einfach nicht über die nötige Potenz um im Konzert der Großen mitzuspielen.

Bei den folgenden Expansions-bestrebungen, die die europäischen Mächte infolge ihres militärischen und wirtschaftlichen Entwicklungsstandes und der daraus resultierenden Arroganz kultureller Hegemonie, auf die ganze Welt ausdehnten, stand der Staatskapitalismus in seiner reinsten Form Pate. Die „Staaten“ bereicherten sich, ein Reichtum der jedoch, bis er durch die Filter hierarchisch gestaffelter Raffgier sickerte, für die unteren Schichten der Untertanen nur marginal zu spüren war.

Industrielle Revolution

Als industrielle Revolution wird der Prozess der Einführung der Massenproduktion in Fabriken und die damit einhergehende Ablösung der zentralen Bedeutung der Agrarwirtschaft bezeichnet.

Der Beginn der industriellen Revolution wird auf das späte 18. Jahrhundert datiert. Sie nahm ihren Anfang in England und hatte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts in fast ganz Europa durchgesetzt.    Der Begriff „Industrielle Revolution“ leitet sich unter anderem aus der Erfindung von neuen Antriebstechniken, wie der Dampfmaschine und neuer Arbeitsmaschinen, wie des mechanischen Webstuhls ab. Mit den schier unbegrenzten Möglichkeiten von mechanischen Produktionsmitteln begann eine Periode ungezügelter Industrialisierung, die bis zum heutigen Tag kaum etwas von ihrer Dynamik eingebüßt hat. Die Industrielle Revolution zeigte auf den ersten Blick eine Alternative zur Abhängigkeit  von der ständisch-agrarischen Gesellschaftsordnung auf, doch führte sie die Menschen lediglich von dieser Abhängigkeit in jene von Kapitalinteressen. Die Industrielle Revolution war eine vorrangig rein wirtschaftliche Umwälzung, bei der der arbeitende Mensch, der Proletarier, vom Handwerker, Bauern oder Tagelöhner  zu Produktionskapital degenerierte. Einen Vorteil barg dieser Umstand aber doch, die Möglichkeiten sein Kapital, seine Arbeitskraft zu verkaufen und zu überleben, stieg mit der fortschreitenden Industrialisierung. Zwar verelendeten die Massen nun in den Städten, doch sie konnten sich meist ernähren. In ihrer bäuerlichen Vergangenheit torkelten sie von einer Missernte in die andere, in Hungersnöte und Seuchen. Der nun aufkommende Kapitalismus hielt sein Produktionskapital weitgehend am Leben, nicht aus Humanität, sondern aus rein ökonomischen Interessen. Die Industriegesellschaft kennt, die Zeiten der Kriege ausgenommen, keinen Hunger mehr, selten noch pandemieartige Seuchen, die als wirtschaftlicher Hemmschuh mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden, im Interesse des Kapitals, weniger in dem der Menschen.

Mit der industriellen Revolution setzte sich der Kapitalismus in Europa als eine Art primäres Ordnungs- und Glaubensbekenntnis fest, sinngemäß dem religiösen Vorgänger folgend „Ich glaube an das Kapital, das Allmächtige,  Schöpfer des Himmels und der Erde“. Da schon Friedrich Nietzsche vermutete, dass „Gott toth sei“, benötigte der Mensch schließlich ein neues Götzenbild. Dass der überwiegende Teil der Bevölkerung, wie auch in den klerikal dominierten Epochen, wieder zu den Verlieren zählte, schien diese nur geringfügig zu stören, Hauptsache die Affen bekamen ihren Zucker.

Französische Revolution

Eine fast zur Gänze positiv zu bewertende, ideologische Um- wälzung setzte die Französische Revolution von 1789 bis 1799 mit ihrem Motto Liberté, égalité, fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) in Gang. Sie gehört zu den prägnanten, richtungs-weisenden Ereignissen der neueren europäischen Geschichte. Die Beseitigung des feudal-absolutistischen Ständestaats, die Deklaration und Umsetzung humaner Prinzipien und Ideen der Aufklärung, lösten sukzessiv immense macht- und gesellschaftspolitische Veränderungen in ganz Europa aus. Sie prägen bis heute das moderne Demokratieverständnis und waren aus heutiger Sicht bewertet, ein entscheidendes Moment für die intellektuelle Evolution Europas.

Napoleon

Die nachfolgende direkte und indirekter Herrschaft Napoleons über große Teile Europas nahm zeitweilig Einfluss auf den gesamten deutschsprachigen Raum. Durch die von ihm initiierte Auflösung des deutschen Reichsgebildes 1806, wurde auch die staatliche Neugestaltung Mittel-europas zu einer zentralen Frage des 19. Jahrhundert. Napoleon katapultierte damit Deutschland in sein nationales Zeitalter. Durch seine Eroberungen und Reformen fanden die Deutschen mehr denn je zueinander. Was ihm gelangt, hatte zuvor niemand erreicht: die politische Initiierung der „deutschen Nation“.

Die Ära nach Napoleons Niederlage bis zur Revolution von 1848 war eine Zeit des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umbruchs. Die als überwiegend positiv empfundenen Erfahrungen mit der französischen Verwaltungs- und Rechtspraxis leiteten einen nicht mehr revidierbaren gesellschaftlichen Wandel ein. Neue soziale Schichten, zuerst vor allem das Bürgertum, später auch die Arbeiterschaft, forderten ihren Platz in Staat und Gesellschaft ein. Der Adel hatte seine führende Rolle eingebüßt. Die Verelendung großer Bevölkerungsteile wirkte sich nicht nur auf die soziale Existenz der unteren Gesellschaftsschichten aus, sondern auch auf das politische Verhalten dieser Menschen. Letztendlich führten diese Missstände zu den politischen Anschauungen, die zur ideologischen Basis der radikalen demokratisch-republikanischen Kräfte wurden.

Europäische Revolutionen

Als die Europäische Revolutionen von 1848/1849 werden die revolutionären Erhebungen in verschiedenen Fürstentümern Europas bezeichnet. Ein Aufbegehren gegen die verweigerte Modernisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Herrschaftssysteme. Diese Revolutionsbewegung stellt ein Teil eines gesamteuropäischen Widerstandes gegen das „System Metternich“, das die Herrschaftsverhältnisse nach der Niederlage Napoleons im monarchistisch, feudalistischem Sinn regelte. Auch wenn dieser Widerstand nicht spontan Resultate  zeigte, so bewirkte er zumindest, dass die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die mit der Industriellen Revolution und der Französischen Revolution begonnen hatten, sich weiterentwickelten

Die Revolutionsbewegung von 1848/1849 war ein bedeutender Wendepunkt der europäischen Geschichte und einer der Gründe für den übersteigerten Nationalismus in den meisten Staaten Europas während der Zeit nach 1849, einer Ära der Unterdrückung, die in das Zeitalter des Imperialismus mündete.

Klaus Schneider 12.02.2017

Problemfall Wissen und Meinen

Wesentliche Teile der menschlichen Kommunikation, wie auch die in diesem Blog, beruhen auf dem Drang nach „Erkennen, nach Erkenntnis“, auf Fragen und Antworten oder ganz banal: auf Neugier. Neugier ist eine intensive Stimulanz der menschlichen Natur, Neues zu erfahren, ein Teil seiner Überlebens- und Entwicklungsstrategie.

Neugier fokussiert sich einmal auf die aktuelle Informationsflut, – die praktische, emotionale und anregende, die temporäre Form von Neugier. Sie kann sich aber auch auf forschungs- und verstandesmäßiges Wissen richten (Wissbegierde) – die konstitutive Form der Neugier.

Neugier bezieht sich auf existentes Wissen zu einer interessierenden Fragestellung, ein Drang nach Wissen. Die Frage an einen Menschen nach dem Ziel seiner Neugier würde er überwiegend so definieren – Wissen zu erlangen…… um seine Neugier zu befriedigen. Neugier wird durch die menschliche Kommunikation, verbal oder in geschriebener Form gestillt. Menschen erhalten durch Menschen, die MEINEN zu WISSEN, Informationen zu oder über einen Sachverhalt.

Die Problematik der menschlichen Kommunikation: Meinen und Wissen sind zwei völlig verschiedene Erkenntniszustände.

Wissen ist streng genommen die Einsicht in absolut gesicherte, bis dato unwiderlegte, objektive und unveränderliche Erkenntnisse. Meinen bedarf lediglich einer Aussage zu einem Sachverhalt und kein gesichertes, objektives Wissen.

In einem einfachen Beispiel ausgedrückt: Ein Auto kostet laut schriftlichem Angebot des Händlers    25 650.- €. Das Angebot ist 2 Monate bindend, also ist dieser Preis die nächsten 2 Monate eine absolute, unveränderliche Erkenntnis. Wenn nun aber jemand sagt, dass jenes Auto 25 650.- € koste, ohne dass er ein verbindliches Angebot vorliegen hat, ist das kein Wissen, es ist eine Annahme, also lediglich eine Meinung, wenn auch eine zufällig richtige. Wenn diese Meinung nicht als Wissen deklariert wird, kann sie richtig oder falsch sein und hat als Meinung ihre Berechtigung. Sollte diese Information aber als Wissen deklariert werden, „ich weiß es“, erfüllt sie nicht die Bedingungen des Wissens, sie könnte falsch sein und es gibt kein falsches Wissen.

Meinen kann richtig oder falsch sein, Wissen kann nicht falsch sein, ansonsten verliert der Gehalt einer Aussage die Autorität des Wissens.

Die Argumentation mittels Wissen steht in der Regel bei der menschlichen Kommunikation auf dünnen Beinen, da jedermann nur über einen beschränkten Fundus an gesichertem Wissen verfügt. Die alltägliche Kommunikation zieht ihren Esprit aus Meinungen. Wissen als ausschließliche Basis einer Argumentation würde diese im Keim ersticken, denn alles Gesagte müsste folglich richtig sein.

Wenn nun Gespräche, Diskussionen ihre Vitalität überwiegend aus Meinungen beziehen, die richtig, aber auch falsch sein können, so sollte dieser Umstand etwas mehr Beachtung finden. Eine Meinung zu haben ist jedermanns gutes Recht, auch wenn sie objektiv falsch sein sollte. Es wären beide Parteien eines Gespräches, einer Diskussion, gut beraten, dies als Wertschätzung des Gegenübers zu beachten, denn in der Regel kennzeichnen spekulative Meinungen kontroverse Gespräche. Spekulative Meinungen kontra spekulative Meinungen, Kontrahenten auf dünnem Eis, ein klassischer Fall in dem zumindest Toleranz und Anstand eine tragende Rolle spielen sollten, um zu halbwegs gesicherter Erkenntnis zu gelangen.

Klaus Schneider Februar 2017

Toleranz – Akzeptanz

Toleranz

Toleranz, ein Begriff, entlehnt aus dem lateinischen tolerare, was so viel bedeutet wie „erdulden, ertragen“ – und wird als Duldung konträrer Lebensführung, ideologischer Ausrichtung zu der des Tolerierenden gesehen.
Die Idee der Toleranz findet sich, allerdings ohne beständigen Wert in Rechtslehre, der politischen Theorie, der Soziologie und der Ethik. Sie soll den Umgang und Regulierung von Konflikten in sozialen Systemen ermöglichen. Sie ist der kleinstmögliche Nenner bei Kontroversen, ohne den Einsatz von Gewalt jeglicher Art.
Der Gegensatz zu Toleranz ist die Intoleranz, – „Unduldsamkeit“, aus dem französischen „intolérance“ übernommen.
Akzeptanz steht für die Steigerung von Toleranz. Sie bezeichnet eine bejahende, anerkennende Haltung eines Individuums zu gegensätzlichen Weltbildern und Gesinnungen.

Allgemeine Prinzipien der Toleranz

Erklärung von Prinzipien der Toleranz:
Diese Erklärung von Prinzipien der Toleranz wurde auf der 28. Generalkonferenz (Paris, 25. Oktober bis 16. November 1995) von den Mitgliedstaaten der UNESCO verabschiedet.
Entschlossen, alle positiven Schritte zu unternehmen, die notwendig sind, um den Gedanken der Toleranz in unseren Gesellschaften zu verbreiten – denn Toleranz ist nicht nur ein hochgeschätztes Prinzip, sondern eine notwendige Voraussetzung für den Frieden und für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung aller Völker, erklären wir:

Artikel 1: Bedeutung von ‚Toleranz‘

1.1 Toleranz bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt. Gefördert wird sie durch Wissen, Offenheit, Kommunikation und durch Freiheit des Denkens, der Gewissensentscheidung und des Glaubens. Toleranz ist Harmonie über Unterschiede hinweg. Sie ist nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch eine politische und rechtliche Notwendigkeit. Toleranz ist eine Tugend, die den Frieden ermöglicht, und trägt dazu bei, den Kult des Krieges durch eine Kultur des Friedens zu überwinden.

1.2 Toleranz ist nicht gleichbedeutend mit Nachgeben, Herablassung oder Nachsicht. Toleranz ist vor allem eine aktive Einstellung*, die sich stützt auf die Anerkennung der allgemeingültigen Menschenrechte und Grundfreiheiten anderer. Keinesfalls darf sie dazu missbraucht werden, irgendwelche Einschränkungen dieser Grundwerte zu rechtfertigen. Toleranz muss geübt werden von einzelnen, von Gruppen und von Staaten.

1.3 Toleranz ist der Schlussstein, der die Menschenrechte, den Pluralismus (auch den kulturellen Pluralismus), die Demokratie und den Rechtsstaat zusammenhält. Sie schließt die Zurückweisung jeglichen Dogmatismus und Absolutismus ein und bekräftigt die in den internationalen Menschenrechtsdokumenten formulierten Normen.

*Toleranz als aktive Einstellung zu bezeichnen ist strittig, passive Duldung unterstreicht mehr die Charakteristik von Toleranz

 1.4 In Übereinstimmung mit der Achtung der Menschenrechte bedeutet praktizierte Toleranz weder das Tolerieren sozialen Unrechts noch die Aufgabe oder Schwächung der eigenen Überzeugungen. Sie bedeutet für jeden einzelnen Freiheit der Wahl seiner Überzeugungen, aber gleichzeitig auch Anerkennung der gleichen Wahlfreiheit für die anderen. Toleranz bedeutet die Anerkennung der Tatsache, dass alle Menschen, natürlich mit allen Unterschieden ihrer Erscheinungsform, Situation, Sprache, Verhaltensweisen und Werte, das Recht haben, in Frieden zu leben und so zu bleiben, wie sie sind. Dazu gehört auch, dass die eigenen Ansichten anderen nicht aufgezwungen werden dürfen.

Eine gute und umfassende Formulierung der Prinzipien von Toleranz. Die besondere Bedeutung des Absatzes 1.4, soll noch durch eine philosophische Aussage unterstrichen werden:

Der Philosoph Karl Popper über Toleranz:
Weniger bekannt ist das – Paradox der Toleranz: „Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz.“ Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.
Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.

Mit konsequenter Intoleranz gegen die Intoleranz.
Diese Forderung gilt uneingeschränkt für alle Intoleranz der Religionen, der Ideologien, Gebote und Verbote, Meinungen und Ansichten. Toleranz wird von all denen, die damit keine Wertvorstellung verbinden, als Schwäche ausgelegt. Für solche, oft einfach strukturierte Ideologien, ist die Toleranz nicht wehrhaft genug um sie zu akzeptieren. Sie nützen die Toleranz der Anderen, um sich zu etablieren, dann hat sie ihre Schuldigkeit getan und wird entbehrlich, gar gefährlich. Wenn sich eine offene Gesellschaft ihre Freiheiten erhalten will, ist sie zumindest von der Toleranz, besser von der Akzeptanz als Fundament ihrer Werte abhängig.
Diese Forderung ist nicht verhandelbar und sollte bei allem Verständnis für die Belange Andersdenkender, höchste Priorität genießen.

Akzeptanz

Akzeptanz, lat. „accipere“ – gutheißen, annehmen, billigen bezieht sich auf das Verb akzeptieren, d. h. anerkennen, einwilligen, annehmen, mit etwas oder jemanden einverstanden sein, es zu akzeptieren. Akzeptanz setzt Freiwilligkeit voraus. Sie besteht aus einem aktiven Element, im Gegensatz zu der im Begriff der Toleranz beschriebenen, passiven Duldung. Akzeptanz das ist ein anerkennendes Werturteil und bildet den Gegensatz zur Aversion – Ablehnung. Akzeptanz bezeichnet die Zustimmung zu einer objektbezogenen Eigenschaft eines Umstandes. Dies setzt eine bewusste oder auch unbewusste Bewertung durch subjektive Wertmaßstäbe voraus. Akzeptanz ist ein subjektbezogener Begriff, sie ist an die akzeptierende Person (Subjekt) gebunden. Diese bewertet Situationen oder Gegebenheiten nach ihren Wertmaßstäben. Das sind in der Regel solche, die sie selbst als maßgeblich und bindend für ihre Handlungen anerkennt, die sie auch für sich selbst als relevant und gültig für ihre Handlungen voraussetzt. Diese Methode fordert und setzt eine freie Willensentscheidung voraus, sonst besitzt Akzeptanz keine stabile Struktur und wäre mit dieser Charakteristik besser mit Toleranz bzw. Duldung zu beschreiben

Toleranz vs. Akzeptanz

Toleranz ist eine aus praktischer Vernunft abgeleitete ethische Haltung. Sie beurteilt Umstände nach den Kriterien für humanes Denken und Handeln. Diese Kriterien sind allerdings nicht sehr stabil, es sind im Zweifelsfall immer die Kriterien der Anderen. Soweit die Toleranz einer „Sache“, dem Tolerierenden keine signifikanten Nachteile bringt, weder direkt noch indirekt, sie sich ihm nicht intellektuell verschließt, mangels eigener Position keiner abträglichen ideologischen Propaganda verfällt, ist sie durchaus ein praktisches Attribut menschlichen Verhaltens. Nur sollte Toleranz nicht überschätzt werden, sie weist oft ein sehr kurzfristiges Verfallsdatum auf. Die Objekte der Toleranz sind austauschbar und müssen nicht unbedingt miteinander in logischer Verbindung stehen. Ein Zuviel an Toleranzobjekten führt zu einer Orientierungslosigkeit und dem Abbau der Bereitschaft zur Toleranz.

Dagegen steht die Akzeptanz als stabile Struktur auf einer relativ sicheren, individuellen Wertebasis. Ist eine Sache oder Sachlage akzeptiert, so wird sie in ein Wertesystem eingebunden und somit eine Komponente des geistigen Potenzials einer Person. Akzeptanz beruht auf Freiwilligkeit, die aus Überzeugung entsteht, sie kann keine Forderung, so wie die nach Toleranz, sein. Sie setzt eine geistige Überzeugung voraus, keinen Zwang, keine Indoktrination. Akzeptanz ist ungleich schwerer als Toleranz zu erreichen, sie steht aber in der Wertigkeit über dieser.

Klaus Schneider Januar 2017

 

 

 

 

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Wie aktuell ist Anstand?

 

Wie aktuell ist Anstand?

Was ist Anstand?

Anstand ist ein Kriterium für den ethisch-moralischen Anspruch und die Erwartung an ein gutes oder richtiges Verhalten. Anstand ist das nach außen sichtbare Benehmen und von keiner spezifischen Moral abhängig. Der Anstand bestimmt die Umgangsformen und die Lebensart, er entscheidet in hohem Maß über die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, im Kleinen wie im Großen.

Lässt man die angestaubten Begriffe wie, schickliches Benehmen, gute Sitte, Sittsamkeit und Tugendhaftigkeit einmal außer Acht, so verbleibt im Repertoire bewährter gesellschaftlicher Umgangsformen noch genügend Potenzial, dem Niveau des Miteinanders in eine verträglichere Form zu geben. Denn was sollte an den verbleibenden Ansprüchen wie – gutes Benehmen – Takt – Toleranz – Feingefühl – Hilfsbereitschaft – Höflichkeit – Korrektheit -Respekt  in der Gegenwart und der Zukunft entbehrlich werden ohne dass das Niveau noch weiter sinkt?
Es ist schon beschämend anzusehen, wie sich, nach ihrem Lebensalter, erwachsene Menschen, in Talkshows blamable Blößen geben. Es stellt sich die Frage, in welcher Periode, zwischen Kindergarten und ihrem aktuellen Status, der Reifungsprozess dieser Menschen stagnierte? Die creme de la creme aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft prostituiert sich zu oft ohne jeden „Anstand“ bei jeder sich bietenden Gelegenheit – mediale Präsenz um jeden Preis! Geifernde Schwätzer, ohne Stil, ohne Respekt, ohne Charisma, dafür mit einer auffällig haltlosen Klappe. Um wie viel besser würden sich solche Auftritte mit etwas Feingefühl, Takt, Höflichkeit, Respekt präsentieren!

Verliert Anstand seinen ideellen Wert für die Gesellschaft  

Nein,denn das wäre ein irreparabler Verlust an Lebensqualität. Es ist nur mehr an Substanz, an charakterlicher Qualität und mehr Intellekt notwendig:

  • Um seine Person, seine Meinung mit Anstand zu repräsentieren.
  • Den Mitmenschen mit Respekt und Höflichkeit zu begegnen, sei es ein Obdachloser, eine Toilettenfrau, ein Fremder, ein Andersdenkender oder Kinder und Alte.
  • Gegensätzliche Meinungen oder Lebensphilosophien als gutes Recht der Anderen zu tolerieren, besser noch, zu akzeptieren.
  • Sich korrekt an Regeln, Gebote oder Verbote zu halten, die ein verträgliches Miteinander erst ermöglichen, die substanziell eine Gemeinschaft erträglich gestalten.

Das Maß an Anstand formt die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen

Klaus Schneider Januar 2017

Ist Moral moralisch

Steht Moral eine pauschale Verbindlichkeit zu?

Was ist Moral

Normensysteme, die das angemessene Handeln und Verhalten von vernunftbegabten Lebewesen festlegen, werden generell als Moral, bzw. Moralen bezeichnet. Diese Regel- und Wertesysteme konstituieren sich aus historisch- kultureller und religiöser Erfahrung. Sie werden in einer Gesellschaft als allgemein gültiger Verhaltensmaßstab verstanden.  ( Sittlichkeit ist die veraltete Form von Moral) Diese, überwiegend konservativ geprägten Normen fordern, allein aufgrund ihrer Existenz, eine pauschale Verbindlichkeit ein.

 

Wo hat Moral ihren Ursprung?

Moral entsteht und entwickelt sich in und aus einem homogenen Kulturkreis.  Sie ist spezifisch und fasst die Summe der Werte und Vorstellungen zusammen, die in der Stammesgeschichte für richtig empfunden wurden, ohne dafür weitere Gründe angeben zu können. Moral unterscheidet sich von Weltregion zu Weltregion, von Nation zu Nation, von Zeitalter zu Zeitalter, zum Teil recht erheblich.Moral ist mehr oder weniger ein diffuses Empfinden, ständiger Manipulation ideologischer oder wirtschaftlicher Interessen ausgesetzt. Moral mit einem Ideal einer höchsten Instanz gleichzusetzen.

Besitzt Moral eine Moral?

Nein! Moral ist nicht moralisch, sie orientiert sich  an Machtinteressen. Moral ist ein subjektives Werturteil, sie bewertet Handlungen, Verhalten – was ist gut, was ist böse.
Wer legte solche Werte fest?
Jede Gesellschaftsschicht nach Ihren Interessen!

Nach Nietzsche definieren privilegierte Gesellschaftsschichten ihre eigenen Handlungen als „gut“ im Sinne von „edel“, „vornehm“, „mächtig“, „glücklich“ etc. Dagegen schätzen diese „Schichten“ die Handlungen der anderen, niedrigeren Menschen als „schlecht“ im Sinne von „schlicht“, „(all)gemein“, „unvornehm“ ab, ohne ihnen daraus einen Vorwurf zu machen.
Umgekehrt geht die Wertung der Unterprivilegierten, Niedrigen, Armen, Kranken, der „Sklaven“ vor: Ihre Empfindung beruht auf Ressentiment, sie schätzen zuerst die anderen als die „Bösen“, den „bösen Feind“ ab. Sich selbst definieren sie erst danach als die „Guten“ eben im Gegensatz zu jenen Bösen – das heißt, sie selbst sind „gut“, weil sie nicht „böse“ sind, ihr Begriff von „Gut“ ist reaktiv statt aktiv wie bei den Vornehmen und beruht auf einer Wertumkehr.

So war es zu allen Zeiten, in der Menschen lebten, früher, wie in der Gegenwart und der Zukunft. Nicht das Gute an sich,  sondern die Herkunft, der Ursprung des moralischen Urteils, bestimmen die Qualität der Moral.

Fazit: Moral steht keine pauschale Verbindlichkeit zu!

Es ist eine Kritik der moralischen Werte dringend nötig, die Qualität dieser Werte sollte einer kritischen Analyse unterzogen werden – Eine Forderung an den menschlichen Intellekt.

Klaus Schneider Januar 2017

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