Verschulden, Schuld, „selber Schuld“, affektive Begriffe mit denen der deutsche Einfaltspinsel seine Umwelt gerne kategorisiert, soziale und menschliche Schieflagen in ihrem sichtbaren Resultat, richtet. Seinem Urteil liegen keine stichhaltigen Beweise zu Grunde, keine hinderlichen ethischen Grundsätze oder Rechtsnormen. Solch dummes Zeug braucht er nicht, er, der ein anhaftendes Gerechtigkeitsempfinden seinem schlichten Gemüt zurechnet, hat das nicht nötig. Dieses gottgegebene Urteilsvermögen wussten auch schon seine Vorfahren gut zu nutzen, als diese ihre jüdischen Mitbürger und alles weitere wertlose Leben, im Einklang mit einem robusten Volksempfinden, der „Gerechtigkeit“ des NS- Staates überließen.
Selber Schuld, wären sie keine Juden, keine Flüchtlinge, keine Sozialhilfeempfänger, die faule Bande, keine Behinderten, die werden schon alle irgendwie selber schuld an ihrer Misere sein.
Macht sicher ein gutes Gefühl, in solch geistfreiem, ideologischen Müll zu suhlen, es wertet ja die eigene erbärmliche Existenz auf. Je mehr Bodensatz sich am Grund sammelt, desto mehr treibt es die trübe, braune Brühe nach oben. Mehr als diese trübe Brühe werden diese Richter von eigener Dummheit‘s Gnaden, nie in einer Gesellschaft repräsentieren. Oder?
Klaus Schneider November 2018