
Was für eine angenehme Freude wäre es, hielten die Oberlehrer aus „Allemagne“ wenigstens einmal die Klappe. Doch kaum löste sich die Beklemmungen eines möglichen „europäischen Zerfalls“ mit dem Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen, die europäische Idee schien außer Gefahr, mussten schon die ersten Pappnasen rechts des Rheins ihre entbehrlichen Kommentare zum Besten geben. „Jetzt muss er liefern, der Neue, seine Hausaufgaben machen, umgehend, zeitnah die notwendigen Reformen umsetzen usw.“ Es wäre so angenehm in dieser Zeit, wenn die instinktlosen Dummschwätzer einmal, wenigsten ein bis zwei Tage lang, die Fresse halten könnten.
Freut Euch einfach, die Nachbarn hätten sich auch anders entscheiden können, und dann? Wäre Deutschland in derselben wirtschaftlichen und analog gesellschaftspolitischen Misere, würde dann eine breite Mehrheit aus Mautbefürworter, Grenzen – Dichtmacher, völkischer Renaissance Eiferer, die europäische Idee so nachdrücklich unterstützen?
Zumindest sind hier Zweifel angebracht. Dieses Land mag wirtschaftlich eine respektable Leistung abliefern, von normativen politischen Vorgaben in Europa sollten die Dilettanten in Berlin und den Provinzhauptstädten die Finger lassen. Sie überschätzen ihre Kompetenz, es fehlt ihnen einfach jede moralische und intellektuelle Legitimität, die die Funktion eines Mentors per se voraussetzt. Was bliebe, wäre die sichtbare, peinliche Arroganz. Arroganz gegenüber Menschen, die Politik aus Liebe zu ihren traditionellen, demokratischen Werten und mit Enthusiasmus betreiben und nicht lediglich mit wirtschaftlichem Kalkül oder nationalen Spinnereien.
Das Lied der Deutschen verfasst zu Zeiten endloser deutsch- französischer „Disharmonie“. Bis heute ist die 1. Strophe eine „Herzensangelegenheit“ volksdümmlicher, sinn und nutzloser Ideologie:
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!
Klaus Schneider Mai 2017
Bis dato alles legitime, demokratische Entscheidungen. Ob diese nun in das innen- wie außenpolitische Kalkül europäischer Visionen passt oder nicht, ist letztendlich den Grundsätzen demokratischer Entscheidungsfindung unterzuordnen, ohne Wenn und Aber. Nicht das Wahlvolk trägt die ausschließliche Verantwortung für sein Votum, die Verantwortung trägt das politische Establishment, dem die Kommunikation mit den Menschen zunehmend lästig zu sein scheint. Diese politische Clique, intriganter Opportunisten, werden auch kaum in der Lage sein, die Winkelzüge ihrer wirtschafts- und kapitalorientierten Klientelpolitik so darzustellen, dass sie auf breite Zustimmung stoßen würde. 

